Montag, 22. Juni 2015

Indonesien 1 - Java: Jakarta - Moloch No. 1

Auf den ersten Blick ist Jakarta so gar nicht wie ich es mir vorgestellt habe. Auf dem Weg vom Flughafen sitzen wir in einem Shuttlebus, der mit W-Lan ausgestattet ist und fahren an glitzernden Glashochhäusern vorbei, todchic und modern, fast wie Singapur. 
Aber schon eine halbe Stunde später, als wir mit einem Tuktuk in einer dunklen Gasse nahe des Bahnhofes Jakarta Korta ankommen, bestätigt sich meine Vorstellung dieser Stadt. Ich bin froh, dass ich hier nicht alleine absteigen muss. Die Gasse ist dunkel, unglaublich dreckig und es stinkt. Irgendwie muss ich bei überwältigendem Gestank ja immer an Indien denken...naja ganz so schlimm ist es hier dann doch wieder nicht. Das Hostel ist dagegen erstaunlich hell und freundlich, wir werden mit der für Javanesen üblichen geradezu übertriebenen Freundlichkeit empfangen und fühlen uns gleich wohl. Jedenfalls im Hostel. Hinter dem Bahnhof gibt es an einem Essensstand für umgerechnet 1 Euro Hühnersuppe und Huhn mit Reis. Ich habe die dunkle Vorahnung, dass es nun bald vorbei ist mit übersetzten Speisekarten und entschließe mich daher mir zumindest mal das indonesische Wort "Ayam" zu merken - Hühnchen. Dann stochere ich unter der Beobachtung des "Restaurant"-Besitzers lustlos in meiner Suppe rum, in der ein Haufen undefinierbares Zeug schwimmt, inklusive einem Hühnerbein. Ich hasse undefinierbares Zeug in meiner Suppe und stelle mich daher seufzend auf harte Zeiten ein. 


Noch am selben Abend erfahren wir, dass indonesische Feiertage unserer Spontanität einen Strich durch die Rechnung machen. Es sind Schulferien dank Christi Himmelfahrt  und einem uns unbekannten muslimischen Feiertag, und das ganze Land ist auf Reisen. Heißt 280 Millionen Menschen haben jetzt Ferien. Heißt im Klartext: Alle Zugfahrkarten sind ausverkauft, Flüge teuer. Da unser nächstes - eigentliches - Ziel Yogjakarta sein soll und ein Bus dorthin 14 Stunden bräuchte, worauf wir wenig Lust haben, beschließen wir also in Jakarta zu bleiben bis es Zugfahrkarten nach "Yogja" gibt. Wir sind in diesem Moloch gefangen.
Gerade im Vergleich zu Singapur ist der Unterschied besonders krass. Der Großraum Jakarta beherbergt 30 Millionen Menschen und ist damit der zweitgrößte Ballungsraum der Welt. Und so sieht es hier auch aus. Die Stadt ist vor allem eins: Überfüllt. Die Luftverschmutzung ist kaum zu ertragen, mein Husten entwickelt sich hier zu einer ausgewachsenen Bronchitis. Die vielen Flaschen Mucosolvan die ich in mich rein kippe helfen da auch nix, der Dreck will einfach wieder aus der Lunge raus. Der Verkehr ist unglaublich chaotisch, laut und gefährlich, jeder fährt einfach wo er will, vor allem die Mopeds. Vor dem neuen Hotel was wir beschlossen haben uns zu gönnen, wenn wir schon hier festhängen, kommen wir kaum über die Straße, weil ständig von allen Seiten Mopeds kommen und direkt vor dem Hotel eine Kreuzung aus fünf Straßen liegt. Diese Stadt wird noch ein paar Jährchen brauchen um sich selbst zu modernisieren. Dafür sind die Menschen hier unglaublich nett. Ich hatte es ja nicht für möglich gehalten - aber die Javaner sind tatsächlich noch netter als die Malaysier. Zuerst sind wir etwas irritiert, dass wir ständig von Menschen mit "Hello Mister" und "How are you" angesprochen werden und fürchten man wolle uns was verkaufen. Später lese ich, in Java gehöre es zum guten Ton extrem freundlich zu Fremden zu sein. Daran halten sich die Menschen anscheinend auch. 
Indonesien war für mich bisher ein unbeschriebenes Blatt. Außer, dass Bali dazugehört und man dort Surfen kann wusste ich zugegebenermaßen wirklich gar nichts über dieses Land. Eigentlich sind wir ja auch nur hier gelandet, weil Wikipedia behauptet hat, in Kambodscha und Myanmar sei es um dieses Jahreszeit zu heiß. Umso erstaulicher finde ich, dass dieses Land über das ich so gar nichts weiß, so riesig ist und eine so riesige Bevölkerung (280 (!) Millionen Einwohner) hat. Indonesien beherbergt die größte muslimische Bevölkerung der Welt (!) und auf den über 17.000 Inseln werden über 700 Sprachen gesprochen. Angeblich geht mit jeder Sprache auch eine andere Kultur einher. Und dieser Haufen Kulturen hat sich nun unter einem gemeinsamen Landesdeckel zusammen gefunden und mit Bahasia Indonesia eine gemeinsame Sprache gefunden. Bahasia wird von ca. 220 Millionen Menschen gesprochen, nur die wenigsten sprechen es allerdings als Muttersprache, denn jeder spricht nach wie vor seine Stammessprache, in der auch teilweise unterrichtet wird. Unglaublich. Das Nationalgefühl ist mit Ausnahme von Papua (das eigentlich unabhängig sein will) mittlerweile stark behauptet der Lonely Planet - das werden wir überprüfen. Ebenfalls sehr interessant finde ich, dass diese größte muslimische Bevölkerung der Welt angeblich noch moderater ist, als die malayische. Die Indonesier haben sich 2011 in einer Volksabstimmmung ausdrücklich gegen die Einführung der Sharia, der strengen muslimischen Gesetze, ausgesprochen und zur Zeit gibt es keine Partei oder Gruppierung, die die Einführung noch fordert. Einzig in der Gegend um Aceh auf Sumatra wurde die Sharia eingeführt. Dort muss man sich als Tourist also vorsehen, denn "nuttenhaftes Aussehen" (= kurze Hosen und Tanktop) und öffentliche Zärtlichkeiten wie Küssen und Händchenhalten können mit Schlägen bestraft werden. Sogar öffentliche Hinrichtungen gibt es - willkommen im Mittelalter Asiens! Ein Glück, dass wir uns Sumatra gespart haben! Aber Indonesien ist auch insgesamt nicht ganz zimperlich - für Drogenschmuggel gibt es Todesstrafe und die Indonesier zögern nicht, diese auch an Ausländern zu vollziehen, wie zuletzt an einer Gruppe Australier, die als die "Bali Nine" bekannt wurden. Die beiden Anführer wurden für den Schmuggel von etwa 8 Kilo Heroin im Wert von 3 Millionen US Dollar erst zwei Wochen vor unserer Ankunft hingerichtet. 

Dass die meisten Muslime hier aber wirklich sehr moderat sind merkt man allein an der Kleidung. Burqas sieht man kaum und auch längst nicht alle Frauen tragen Kopftuch. Das Gebot des Verhüllens wird laut Lonely Planet in Indonesien nicht so ernst genommen, und viele jüngere Frauen tragen eher eines neuen Trends zufolge Kopftücher. Aber diese sind fast immer bunt und ihrer Trägerinnen lächeln mich auch in kurzen Hosen freundlich und neugierig an und grüßen - für mich ein Zeichen, dass sie meiner Kleidung keine missbilligende Bedeutung beilegen. Das finde ich dann in Ordnung. Wenn jemand ein Kopftuch tragen will um damit seine religiöse Zugehörigkeit zu demonstrierren, warum nicht? Als Christ hängt man sich ja auch gern mal ein Kreuz um den Hals. Solange auch die Frauen selbst entscheiden können kann meinetwegen jeder auf- oder anhaben worauf  er oder sie Lust hat. 

Jakarta hat nicht viele Sehenswürdigkeiten, vor allem nicht für die Größe dieser Stadt. Wir besuchen das - ausgesprochen hässliche - Freiheitsdenkmal MONAS und das aufregendste ist daran, dass wir von einem Polizisten über die mehrspurige Straße dorthin gebracht werden - er hält sogar den Verkehr an - da es scheinbar mehr als ungewöhnlich ist, dorthin zu laufen. Vor dem Denkmal selbst werden wir wieder unglaublich oft angesprochen und stehen ein paar Mal Fotomodell mit ein paar besonders neugierigen Indonesierinnen bevor wir den heruntergekommmenen Park schleunigst verlassen. Das Museum Nacional - laut unserem Buch das einzige "must-see" in Jakarta, hat wegen des Feirtages geschlossen. Das im Internet hochgelobte ehemalige niederländische Viertel  Kota (früher Batavia) sieht aus, als wollte jemand demonstrieren, dass es noch molochiger geht als im Rest der Stadt.
Die Holländer haben damals zu ihren Kolonialzeiten überall Kanäle gebaut und die sind mehr oder weniger das einzige was aus deren Zeiten noch übrig ist. Das mit den Kanälen war sicherlich auch gut gemeint. Leider sind sie heute total zugemüllt und stinken mehr als der Ganges (und ich weiß wovon ich rede). Amsterdam gone bad. Der Gestank ist eine derartige Zumutung, dass wir schnell zur Wasserkante des Hafes flüchten, wo es angeblich noch schöne alte Kolonialstilhäuser gibt. Aber es wird nur noch schlimmmer, wir kommen uns vor als will uns da jemand auf Tripadvisor gezielt rein legen. Nach einer zugegeben schönen alten Kolonialkirche (Catholic Cathedral) gegenüber der bestechend hässlichen riesengroßen Moschee, in deren Kirchenschiff etliche Vögelchen zwitschern, geben wir auf und ziehen uns aufs Dach unseres Hotelpools zurück, wo wir fieberhaft nach Möglichkeiten suchen diesen Moloch der Moloche möglichst bald zu verlassen. 

Aber wenn wir schon mal da sind können wir ja wenigigstens ein paar Dinge erledigen und so werden Sachen gewaschen und wir statten der Botschaft von Timor-Leste einen Besuch ab, dahin wollen wir nämlich später während unserer Reise noch. In Deutschland wurde uns gesagt es wäre besser die Visaangelegenheiten in Indonesien zu klären. Erstmal mussten wir die Botschaft aber finden, es ging nämlich niemand ans Telefon und auch auf Emails reagierte keiner und das Büro war offensichtlich umgezogen. Nach einigem entnerften Suchen in glühender Hitze und neben vielspurigen Straßen kommt mir ein Hyatt sehr entgegen - hier hilft der wie immer zuvorkommende Concierge die neue Adresse ausfindig zu machen und berät uns wo wir hin müssen. Ich liebe fünf Sterne Service! Und ich liebe es dass in Asien immer alle teurern Hotels denken, dass alle blonden Frauen potentielle Gäste sind. Wir gehen also aus dem Hotel und um die Ecke und steigen dort in einen öfffentlichen Bus ein, die Fahrt kostet umgerechnet 35 Cent, für uns beide. Ein paar Straßenmusiker mit Ukulele und Trommel sind auch an Bord - so machen bürokratische Gänge Spaß! In der Botschaft erfahren wir leider, dass es so einfach wie wir uns das vorstellen nicht ist - wir müssen uns vorher an der indonesischen Grenze auf der Insel Timor bei einem weiteren Büro Timor-Lestes melden. Oder rein fliegen. Das wollen wir  eigentlich vermeiden. Naja mal sehen, wir entscheiden nur von einem Tag auf den nächsten, Timor-Leste ist am anderen Ende des Landes und das ist weeeeit weg. 



Unterkunft: Teduh Hostel, Cemara Hotel 







Montag, 8. Juni 2015

Singapur: Singapur Sling

Es ist merkwürdig so nach Singapur einzureisen. Wir fahren mit dem Bus bis an die Grenze, dann rennen wir zum Schalter. Stempel. Plompf, plompf. Ausreise. Zurück zum Bus rennen. Uns wurde gesagt, die Busfahrer warten nicht lange, man müsse sich beeilen. Wir fahren ein Stück weiter mit dem Bus. Wieder zum Schalter. Plompf, plompf. Und wir sind drin. Zurück im Bus merke ich, dass ich doch aus Versehen Kaugummis eingeführt habe, was verboten ist. Dabei habe ich krampfhaft die ganze letzte Woche versucht die guten Extra Kaugummis aufzuessen. Ich lasse die Kaugummis heimlich im Mülleimer des Busses verschwinden. Nicht mehr mein Problem...
Der Bus fährt um die Ecke und plötzlich fahren wir auf hunderte glitzernde Hochhäuser zu. Wir sind in Singapur! Auf dem Weg in die Stadt sehe ich tatsächlich nur drei Mal Müll am Straßenrand rumliegen: Eine Coladose, eine Plastiktüte und ein Taschentuch. 
Singapur ist wirklich die sauberste Stadt, die ich jemals gesehen habe, schon hier.  Aber ich bleibe skeptisch, ich finde die Singapurianer sind etwas übers Ziel hinaus geschossen: 1000 SGD (umgerechnet etwa 670 Euro) für Kaugummi kauen? 

Unsere erste Handlung in der neuen Stadt ist die Suche nach so einem kleinen Mückenstich-Elektroschocker (gegen Mückenstiche) wie ihn die nette ältere Engländerin in Melaka hatte und Hustensaft, da sich meine kleine Klimaanlagenerkältung aus Kuala Lumpur mittlerweile zu einem ausgewachsenen Husten entwickelt hat. In der Nähe unseres Hostels gibt es ein 24- Stunden Shopping Center für alles wurde uns gesagt, also pilgern wir um 22 Uhr dorthin. Das Mustafa Center ist ein indisch-singapurianisches Kaufhaus der Superlative, überwältigendes geordnetes Chaos pur. In zwei Häusern und auf fünf Stockwerken in die Höhe und vier in die Tiefe gibt es hier jeden Tag im Jahr zu jeder Zeit alles zu kaufen: Lebensmittel, Kleidung, Arzneimittel, Technik, Campingsachen, Kosmetik, Spielzeug und und und. Durch die viel zu engen Gänge drängen sich ganze indisch aussehende Großfamilien mit Einkaufswägen voller Spielzeug, Lebensmitteln und Kindern. Wir suchen eine Stunde lang in vier verschiedenen Abteilungen nach unserem Minielektroschocker, aber werden nicht fündig. Dafür finden wir einen überdimensional großen Fernseher von geschätzt zwei Meter Bildschirmdiagonale (den wir leider zurücklassen müssen) und - immerhin - Hustensaft. Froh diesen Wahnsinn verlassen zu können gehen wir erschöpft "nach Hause" in unsere Podbetten (neuartige Doppelstockbetten wie in einem Schrank - sieht bisschen aus wie bei das fünfte Element ;P). 

Am nächsten Morgen brechen wir mit unserem amerikanischen Zimmergenossen Dakota zu einem Stadtrundgang zu Fuß auf. Singapur ist teuer und laufen kostet nichts. ;) Der Rundgang beginnt am National Museum of Singapore, wo zufällig eine Hommage an Lee Kuan Yew ausgestellt wird, den Gründervater des Staates Singapurs (der eigentliche Gründer der modernen Stadt Singapur war der Brite Thomas Stamford Raffles). Wir haben von Mr. Yew vorher zugegebenermaßen noch nie gehört und sind umso erstaunter darüber, dass er sein Lebenswerk dieser Stadt gewidmet hat. Die strengen Gesetze im Bezug auf Sauberkeit etc. entstammen beispielsweise seiner Ideen und er wird als derjenige der das heutige Singapur erschaffen hat geradezu geheiligt, als ob er das im Alleingang vollbracht hätte. 2013 ist er gestorben und ich bin gespannt, ob das auf lange Sicht zu Änderungen führt. Nach den extrem interessanten modernen Kunstausstellungen im Singapore Art Museum geht es weiter zu Fuß durch einen Stadtteil mit alten sehr schönen Kolonialgebäuden (z.Bsp. der Cathedral of the Good Shephard) und vorbei am Raffles Hotel,  einem Luxushotel benannt nach dem oben erwähnten Gründer.

 

Als wir gegen Abend am Hafen ankommen strömen Unmengen junger Leute in Richtung lauter Technomusik (Anmerkung der Redaktion (= Timo): keine Technomusik sondern Kirmestechno) und wir beschließen spontan zu folgen. Am Eingang stellen wir allerdings fest, dass diese "Party" 180 SGD kostet  - etwas mehr als unser Backpacker Budget hergibt ;) - und so schlendern wir lieber in die Gardens by the bay (Gärten in der Bucht). Just in dem Moment in dem wir dort ankommen beginnen die täglichen kostenlosen Lichterspiele der  sogenannten Supertrees (Superbäume). Zu bekannten Filmmusiken und klassischer Musik werden die "Bäume" in allen Farben erleuchtet und ich fühle mich wie Alice im Wunderland, die gerade dem Karnickel in das Baumloch gefolgt ist und nun staunend im Wunderland steht. Einfach wunderschön! Wir setzen uns auf den Rasen und genießen.



















Später schlendern wir weiter durch den auch ansonsten sehr schönen Park, und dann über die als Helix bekannte Brücke in der Form der bekannten DNA-Doppelhelix durch den Hafen und entlang der Esplanade, 
bestaunen aus der Ferne das berühmte Marina Bay Sands Hotel und landen schließlich an der seltsamen Figur eines Löwenkopfes mit deinem Fischschwanz die aus irgendeinem Grund ein Wahrzeichen Singapurs ist. Hier ist das Timing ebenfalls wieder super und wir sind gerade rechtzeitig für die ebenfalls täglich kostenlose Lasershow des Marina Bay Sands angekommen, die ich allerdings nicht annähernd so schön finden, wie die erste Show, obwohl die Laser über die ganze Stadt zu leuchten scheinen.
Da wir uns in unserm abgerissenen Backpacker-Aussehen hier an einem Samstagabend nicht in eine Rooftopbar trauen (da wir uns die Scham ersparen wollen nicht rein gelassen zu werden) kehren wir müde, kaputt und ohne einen Singapur Sling getrunken zu haben ins Hostel zurück. 



Am nächsten Tag schlafen wir erstmal aus, beschließen dann aber mit der bewährten Reisegruppe, sprich: Timo, Dakota und ich, China Town und Arab Street zu erkunden. Als erstes besuchen wir den Buddha Tooth Relic Temple, finden aber nicht heraus warum er Tooth-tempel heisst, jedenfalls finden wir dort keinen überdimensionalen Zahn oder ähnliches und finden ihn auch sonst nicht weiter spektakulär. China Town ist ansonsten wie China Town immer in allen Städten ist - nur erstaunlicherweise sauber, wenn auch etwas schäbiger als der Rest Singapurs. Es gibt dort verrückte, dunkle Essensmärkte, natürlich nicht auf der Straße wie sonst überall in der Welt, sondern fein säuberlich in einem Gebäude versteckt. Das Gebäude sieht aber aus, als ob es die Behörden nicht interessiert, was darin vorgeht - so wie wenn man alles kreuz und quer in eine Schublade schmeißt, damit das Zimmer ordentlich aussieht.  

Ansonsten ist Singapur aber tatsächlich wie geleckt, die Ubahn ist so sauber, das man vom Boden der Waggons essen könnnte. Die ganze Stadt strahlt Geld aus, die Verkehrsmittel, die Straßen, die Häuser, die Leute. Die Menschen sehen hier so chic aus - ausnahmslos in teure Marken gekleidet - dass ich mir richtig dreckig vorkomme in meinem funktionalen (ergo: hässlichen) Backpackeroutfit. In der Arab Street wird dieses Gefühl besonders schlimm. Hier kann man für vergleichsweise wenig Geld (20 Euro) in chicen Boutiquen shoppen, die Straße selbst und die umliegenden Straßen sind architektonisch bestens manikürt und das Ambiente ist something else. Nur kleine arabische Essensstände vermissen wir...aber naja wir sind eben auch nicht im Orient.

Den restlichen Tag (also den Abend) verbringen wir damit zu planen wie wir weiterreisen. Da wir mittlerweile festgestellt haben, dass Indonesien riesig groß ist, verwerfen wir nach langer Diskussion schweren Herzens unseren Plan auf unserer Reise nicht zu fliegen und buchen einen Billigflugg nach Jakarta. Damit lassen wir Sumatra aus, aber man kann eben nicht alles sehen.  Und so verlassen wir Singapur erwartungsvoll mit Blick auf den riesigen Inselstaat Indonesien. 


Unterkunft: Rucksack Inn

Sonntag, 7. Juni 2015

Malaysia 3: Multikulti Megacity

Nach den Cameron Highlands sehnen wir uns nach Großstadtvibe (und wir müssen auch einiges erledigen) und daher gehts für uns nach KL, wie man in Malaysia sagt. Kuala Lumpur ist wie viele asiatische Großstädte vor allem ein Ort voller Gegensätze. Aber KL ist noch viel mehr, es verkörpert die Multiethnizität Malaysias wie eine Miniaturversion eine Stadt. Es gibt ein indisches, ein chinessiches, ein arabisches und viele andere Viertel, neben bekopftuchten Frauen sieht man Mädels in knappen Hotpants, Hindutempel stehen neben Moscheen und man hört taused verschiedene Sprachen und Dialekte. Es gibt chice Weggehviertel, in denen ein preisgekrönter Glasturm dem nächsten folgt und abgeranzte, dreckige, vollgestopfte Stadtviertel voller Menschen. Es gibt hier auch jegliches Essen jeglicher Nationalität, zum Beispiel essen wir unglaublich gute italienische Pasta in unserem Lieblingscafe - Lucy in the Sky Cafe.  Darüber hinaus ist Kuala Lumpur für eine asiatische Hauptstadt erstaunlich sauber, in Lake Gardens, einem Park den wir uns anschauen, schrubben die Angestellten sogar die Mülleimer, obwohl - oder vielleicht gerade weil - dort wirklich gar nichts los ist (langweiligster Park ever). Allerdings werden wir von einem Bauarbeiter über die mehrspurige Straße zum Park  gebracht (rennend), da wir mal wieder anscheinend nicht den üblichen Weg gewählt haben. ;) Wir wohnen nahe der wahnsinnigen Petaling Street in Chinatown, eine mit roten chinesischen Lampions gesäumte Straße voller Verkaufsstände und mit einem Geräuschpegel so laut, da können manche Diskos nicht mithalten. ;) Ansonsten gibt es in KL nicht wirklich viel zu sehen. Ein Abend artet spontan zu einer Partynacht mit unseren schwedischen Bekannten aus Georgetown aus - auf der Dachterasse eines Edelhostels  mit Blick über die Stadt. Wir warten darauf, dass meine neue Kreditkarte ankommt (nachdem ich meine einen Tag vor dem Abflug verloren hatte) und währenddessen betreiben wir etwas Sightseeing. Die Petrol Towers, wohl die höchsten Twintowers der Welt, besteigen wir aber nicht, da wir unglücklicherweise Montags dort auflaufen und sie an diesem Tag geschlossen haben. Stattdessen gönnen wir uns zum Abschluss ein paar Drinks in KLs coolster Bar - der Heli Lounge Bar. Im 37. Stock ohne Geländer mit Plastikgartenmöbeln auf einem Helicopterlandeplatz - das hat Stil. Der Sonnenuntergang mit Blick auf die Petrol Towers ist superb! Die Cocktails schmecken, das Essen auch und wir sind trotz unserem Backpacker Aussehen rein gekommen. ;) Nur unsere litauischen Freunde aus Georgetown schaffen es zwei Stunden später des Dresscodes wegen leider nicht...das wäre vielleicht ein lustiger Zufall gewesen! 


Nach Kuala Lumpur haben wir nur noch eine Station auf unserer To-Do-List für West-Malaysia (Borneo kommt später) und das ist Melaka. Melaka ist irgendwie wie Georgetown, aber touristischer und ohne die vielen coolen Cafes und ohne die Straßenkunst. Wir haben uns ein Zimmer in einem hübschen kleinen Hostel gemietet und erkunden dann erstmal auf eigene Faust die Stadt und probieren bei der Gelegenheit einige der diversen kulinarischen Spezialitäten der Stadt. Abends  gehen spontan mit den anderen Hostelgästen was trinken. Aus Mangel an Alternativen vor 21 Uhr trinken wir danach einige Bier vor dem Haus von Herrn Lee, einem alten, bettlägerigen Chinesen, der das Bier durchs Fenster reicht, während wir draußen auf der Straße sitzen. Ein weirderes Ambiente zum Biertrinken habe ich noch nie erlebt. Gekrönt wird der Aufenthalt von einem alten Melakaer (?) der sich uns anschließt und von sich selbst behauptet acht Sprachen zu sprechen. Wann immer er etwas sagt ist es jedoch eine Mischung aus Jibberisch und Portugiesisch, Mandarin oder Malazisch die nie Sinn zu ergeben scheint. In der Nacht müssen wir leider feststellen, dass es viel zu heiß ist in unserem Zimmer, das nur einen Fan hat. Außerdem stelle ich morgens fest dass ich am ganzen Körper von Mückenstichen übersäht bin. Nach einer Stunde Schlaf, mit den Mückenstichen, einem Kater und Augenringen bis zu den Kniekehlen finden wir uns dennoch um 9 Uhr beim Touristenbüro für die kostenlose Stadtführung ein. Dass wir nichts gefrühstückt haben weil wir kein Frühstück (nach unserer Definition)   gefunden haben trägt nicht zu unserer Optik bei. Ein Geschenk Gottes ist daher das ältere englisch Pärchen, dass uns mit einem mitleidvollen Blick einen Müsliriegel (mit Schokolade!) und ein Stück Brot schenkt, woraufhin mir fast die Tränen kommen. Ja Backpacken ist nicht immer lustig! Von der Stadtführung kriege ich nichts mit, da ich kontinuierlich mit kratzen und Augenoffen halten beschäftigt bin. Einzig, dass Malaysia einen gewählten König hat. Das Konzept der Wahlmonarchie war mir bis dato unbekannt aber ich finde es äußerst amüsant. Auf die Art kann man wählen und hat trotzdem einen König für das allgemeine Interesse der Bevölkerung (Bildzeitung) ohne dass der extra Geld kostet (wie in England). ;) Mit diesem Gedanken schleiche ich mich in ein fünf Sterne Hotel um in deren ausschweifenden Pool im 18. Stock ein abkühlendes Bad zu nehmen. Warum? Because I can... ;)  
Nach einer weiteren, dank sperrangelweit offen gelassener Fenster und Türen nicht ganz so heißen Nacht brechen wir auch schon Richtung Singapur auf. Mit meinen Quadrillionen Mückenstichen und meinem Husten sehe ich aus als ob ich eine seltene Form von Lebra hätte - mal sehen ob sie mich so überhaupt nach Singapur rein lassen. ;)


Unterkunft KL: Rainforest Hotel
Unterkunft Melaka: Jalan-Jalan