Von Ruteng aus fahren wir mit dem Bus weiter Richtung Ende. Da
wir wenig Lust haben 14 Stunden auf kurvigen Bergstraßen in einem
Minibus zu sitzen, sind wir quasi gezwungen in Bajawa einen
Zwischenstopp einzulegen. Bajawa ist ein Kaff, hier gibt es nix. Umso
überraschter sind wir, als wir auf dem Weg zum Supermarkt einen kleinen
jungen im BVB-Trikot sehen - Timo ist außer sich! Der Kleine wundert sich ordentlich über unsere Begeisterung und wir können kaum kommunizieren, dass Timo Dortmunder ist. Aber ich habe schnell noch ein Foto geschossen.
Wir
sind in Bajawa ja nur auf der Durchreise, normalerweise bleibt man hier
ein paar Tage, um in den umliegenden Bergen zu wandern und sich Dörfer
von Einheimischen anzuschauen. Neugierig wie wir sind beschließen wir
trotz der katastrophalen kulinarischen Zustände - das Frühstück hat ein
neues Tief erreicht, denn hier gibt es nichtmal Toast - doch noch eine
Nacht zu bleiben. Und so mieten wir am nächsten Morgen
unser neues
Lieblingsgefährt, das Honda Moped, und machen uns auf die Gegend zu
erkunden. Wir verbringen einen ganzen Tag im Gebiet der Ngada, fahren von
Dorf zu Dorf. Aber so schön wie Wae Rebo ist keines. Wir
schauen uns die Dörfer Bena, Luba und Gurusiri an, voller traditioneller
Hütten, über Webstühlen hockenden Alten und schüchternen Kindern. Runzlige Alte, mit vom Betelnuss-kauen roten, zahnlosen Mündern, lächeln uns zur Begrüßung an und wir beobachten staunend, wie sie so nebenbei beim Kaffeklatsch mit
der Hand tolle Stoffe mit komplizierten Mustern weben. Die Muster sind voll
boheme Indie - total hipster.
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Die Bewohner von Luba |
Da sieht man mal wieder - in der Mode
kommt alles wieder. In Dorf Nummer 2 tönt als wir ankommen aus einem
kleinen Radio eine indonesische Version von "All about that bass" - so
haargenau kopiert, dass ich mitsingen kann. Die Globalisierung hat schon
ihre witzigen Seiten! Von der Straße aus haben wir spektakuläre Blicke
auf Gunung Inerie, ein Vulkan der dafür bekannt ist einen exakt
gleichschenkliges Dreieck als Schatten zu werfen. Der Schatten sieht
tatsächlich aus, als hätte Gott ihn mit dem Lineal gezeichnet, so als ob
dort kein natürlicher Berg, sondern eine Pyramide stünde. Im letzten Dorf platzen wir in eine Hochzeit und werden als die exotischen Gäste fürstlich empfangen und bewirtet. Das ganze Dorf ist in Aufruhr, weil wir da sind, ich habe fast schon ein schlechtes Gewissen der Braut die Schau zu stehlen, darum bleiben wir auch nicht lange.
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Bena |
Am nächsten
Morgen werden wir mal wieder von einer Moschee jäh aus dem Schlaf
gerissen. Schon komisch, eigentlich soll Flores doch katholisch sein,
ich hab aber das Gefühl auf Flores gibt es mehr Moscheen als sonst
irgendwo wo wir waren. Eine halsbrecherische Busfahrt mit einer
Ziege auf dem Busdach bringt uns schließlich nach Ende.
Wir reisen
mittlerweile mit einer kleinen Bananenstaude, weil wir wieder mal keine
einzelne Banane kaufen konnten. Von Ende aus müssen wir noch nach Moni
und freuen uns schon als das Umsteigen mit dem Bus reibungslos klappt.
Allerdings geraten wir dann in einen Stau -- zu früh gefreut. Die Straße
wurde gesperrt und wir sitzen stundenlang in der Hitze in dem Bus, aber
draußen rumlaufen bringt irgendwie auch nix. Wir verschenken die
Bananenstaude an Kinder, die uns unbekannte Snacks verkaufen. Kurz drauf
versuchen uns die selben Kinder eine Banane zu verkaufen...netter
Versuch. In all den Stunden in der drückenden Hitze höre ich keinen
Indonesier meckern, alle scheinen gutgelaunt zu sein. Der Finne der mit
uns schon seit Bajawa im Bus sitzt sagt, die Menschen denken hier anders
über Zeit, keiner trägt eine Uhr. Wie kann man denn anders über Zeit
nachdenken, frage ich mich? Nicht als etwas messbares, wertvolles?
Vielleicht nimmt das ja den Stress aus allem raus. Ich versuche es
gleich mal und sage mir Zeit ist egal, aber ich bin trotzdem genervt.
Naja man kann eben nicht aus seiner Haut. ;)
Endlich in
Moni angekommen haben wir die beste Unterkunft aller Zeiten - neu
renoviert, ein superbequemes Bett und Totenstille. Dazu sind die
Besitzer wahnsinnig nette Leute. Der Vater der Familie erzählt, dass er
selbst diese drei Hütten gebaut hat, um für die Schule seiner Tochter zu
bezahlen. Mehrfach sagt er, er sei dumm, weil er ja nicht zur Schule
gegangen ist. Wir widersprechen ihm jedesmal und er strahlt auf dem
ganzen Gesicht, als wir ihm immer wieder erzählen, wie toll er seine
Hütten gebaut hat und dass das doch auch nicht jeder kann. Tatsächlich
sind die Hütten mit einem Standard ausgestattet, den wir so auf unserer
Reise selten zu sehen bekommen haben. Der Besitzer freut sich noch mehr,
als wir ihm erzählen, dass seine Hütten bereits auf Travelwiki als
beste Unterkunft in Moni beschrieben werden. Er kann es gar nicht
fassen, dass seine Hütten jetzt schon im Internet erwähnt werden und
rennt gleich weg, um das seiner Frau zu erzählen. Die Frau kocht im
Restaurant wirklich leckeres Essen. Das ist ein echtes
Familienunternehmen.
Nach einer wunderbar ruhigen --
aber leider viel zu kurzen -- Nacht in einem für indonesische
Verhältnisse ungewöhnlich kuschelig weichen Bett geht es mal wieder 4
Uhr früh los, um den Sonnenaufgang vom Vulkan Kelimutu zu sehen. Der
Vulkan ist für seine drei Kraterseen bekannt, die in verschiedenen
Farben leuchten -- schwarz, rot, türkis -- und bis heute weiß keiner
warum. Dazu kommt, dass die Seen über die Jahre die Farben auch noch
wechseln -- auch das kann bisher nicht wissenschaftlich erklärt werden.
Das feuert die Legenden um die Seen natürlich immer weiter an. Angeblich
ist jeder See Heimat einer anderer Gruppe Toter - es gibt einen See für
Alte, einen für Junge und einen für böse Geister. Der Aufstieg ist
diesmal recht bequem, wir haben uns für den ganzen Tag einen Fahrer und
einen Guide gemietet (der Guide ist der Sohn unseres Hotelbesitzers) und
wir müssen nur 20 Minuten zum Krater hochsteigen und nur die Hälfte
Eintritt bezahlen. Dann heißt es warten. Mit jeder Minute frage ich mich
mehr, warum wir eigentlich unbedingt so früh los mussten wie wir so im
Dunkeln vor uns hin frieren und billigen Tee aus Plastikbechern trinken.
Irgendwann leiht unser Guide für uns zwei traditionell indonesische
Riesentunnelschals ("Ikat") aus und wir fühlen uns prompt wie
Einheimische, wie wir da so stehen, von Kopf bis Fuß wie die Raupen
eingewickelt in bunte indonesische Wollmuster. Als die Sonne endlich
aufgeht überwiegt die
Erleichterung weit mehr als die Begeisterung, auch
wenn es wirklich schön ist zu sehen, wie die Sonnenstrahlen nach und
nach die einzelnen Kraterseen beleuchten. Um alle drei voll leuchten zu
sehen hätte man aber später kommen müssen. Jetzt noch 2 Stunden in der
Kälte warten ist aber keine Option. Na beim nächsten Mal sind wir
schlauer.
Gemeinsam mit unserem netten Fahrer besichtigen wir an dem Tag
noch heiße Quellen (= ein Schlammloch mit warmem Wasser, im Nachhinein
frag ich mich wirklich warum wir uns da rein gesetzt haben), einen
Wasserfall (mit viel Müll) und ein weiteres traditionelles Dorf, in dem
sehr zu unserer Erheiterung ein paar Holzbrüste (!) an jedem
"Frauenhaus", der Unterkunft für die Frauen, angebracht sind. Hier
werden wir auch mal wieder von den Geistern begrüßt, dabei komme ich mir
allerdings diesmal ziemlich albern vor und denke so bei mir "na die
Geister wollen eben auch bisschen Kohle", denn ein Geschenk muss man
natürlich auch abgeben. Später erzählt der Dorfälteste, dass er in
Bratislava studiert hat und auch schon in Deutschland war...unfassbar.
Dann fahren wir zurück nach Ende, wo wir am Tag drauf von dem
klitzekleinen Flughafen -- noch kleiner als der in Bima -- den Flieger
Richtung Timor nehmen.
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Zwei Kraterseen des Kelimutu |
Hotel Bajawa: Happy Happy Hotel
Hotel Moni: Angi Lodge
Lieber Reisetiger, ich freu mich immer sehr deine berichte zu lesen und mir die schönen Fotos anzuschauen :) da krieg ich schon wieder Fernweh...
AntwortenLöschenLG, die rote Zora
Liebe rote Zora, dass freut mich! Und Fernweh ist doch schön, dann kann man von der nächsten Reise träumen...:)
AntwortenLöschenAlles Gute
Reisetiger