Das hatte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht
vorgestellt: Um 5:00 Uhr früh stehen wir an einer Straßenkreuzung und
putzen uns im dämmrigen Schein einer alten Straßenlaterne neben einem
Verkehrsschild die Zähne. Es ist schweinekalt. Um uns warm zu halten kicken wir Straßenmüll in das Feuer der Einheimischen. Wer weiß wie lange wir
hier noch warten müssen? Jede deutsche Bushaltestelle mutet uns grade
wie ein fünf-Sterne-Hotel an. Wir würden jetzt viel für so ein zugiges
Glasgebilde von deutscher Bushaltestelle geben...aber fangen wir von vorne an. Schuld an allem ist
der Lonely Planet.
Zunächst versuchen wir es mit einem
Ausflug auf die Insel Atauro, die vor Dili liegt. Traumhaft schön soll
die sein, so der Lonely Planet. Die drei-stündige Fährfahrt bringen wir
auf Deck schlafend mit einer Gruppe nerviger australischer Teenager zu.
Auf Atauro angekommen stellen wir fest, dass ausnahmslos alle
Unterkünfte ausgebucht sind aufgrund eines uns unbekannten katholischen
Feiertages und großer angereister Gruppen (die Australier). Nach etwa 2
Stunden Unterkunftssuche steigen wir also schlechtgelaunt zurück auf die
Fähre und es geht wieder zurück. Immerhin treffen wir dabei eine Gruppe
witziger Austauschlehrer aus aller Welt, mit denen wir unser Leid
teilen. Sie erzählen uns, wie es ist in Dili zu leben und zu
unterrichten und wir beschließen den Abend bei einem Cocktail am Strand
ausklingen zu lassen. Auf dem Weg zur Bar halten wir Ausschau nach einem
Taxi und prompt hält auch neben uns eins an. Das ist allerdings
abgesoffen und die ebenfalls ausländische Fotografin im Taxi erklärt
uns, der Taxifahrer hätte gesagt "Da, deine Freunde dort, die können
doch beim Anschieben helfen". Lachend schieben wir also zu fünft das
Taxi an unter der Bedingung, dass wir danach ein Stück mitgenommen
werden. Die am Straßenrand stehenden Timoresen sind sichtlich amüsiert, dass eine Horde junger Ausländer
ein Taxi anschiebt und nach und nach ins fahrende Auto springt. Drei Mal müssen wir das Auto anschieben, bis wir
am Ziel sind.
Am nächsten Tag gilt es ein neues Ziel zu
finden. "Get Lost in Old town Bacau" hieß es. Das hörte sich gut an. Wir
sahen Havanna-ähnliche Bilder von halbverfallenen Kolonialbauten vor
unserem inneren Auge vorbeiziehen. Aufregend. Auf nach Bacau. In einem
klapprigen, überfüllten Bus fahren wir die 4 Stunden zu der Kleinstadt.
Der Bus fährt so halsbrecherisch, dass sich sogar die Einheimischen
aufregen, nachdem wir zwei Mal nur knapp einem Frontalunfall entgangen
sind. Timo sitzt die meiste Zeit auf meiner Armlehne, einige junge
Männer hängen lässig aus der offenen Bustür. Das heißt noch lange nicht,
dass der Bus voll ist, es steigen immer mehr ein. Der Mann vor mir
transportiert in einer Wolldecke einen alten Röhrenfernseher. Und das
Mädchen auf dem Schoß der Dame neben mir schaut mich dich ganze Zeit an,
als wär ich ein Alien, bis ich kurz davor bin meinen ausgestreckten
Zeigefinger an ihren zu legen und zu sagen: "Ich bin E.T.". Aber sie
würde den Witz wohl nicht verstehen. Die Busfahrt wird regelmäßig von
Passkontrollen von düster drein schauenden, missmutigen Militärs unterbrochen. Unsere vielen Stempel werden oft
besonders lange begutachtet. Es wird nach einigen bewaffneten
Ex-Freiheitskämpfern gesucht, die sich angeblich 24 Jahre lang in den Bergen
versteckt haben und jetzt was gegen die Regierung haben. Wie schön, dass
wir das jetzt erst erfahren. Die Diskussionen darüber, ob der Kämpfer auf
der Seite der Guten oder der Bösen steht, sind endlos. Dann sind wir in
Bacau.
Wer auch immer den Beitrag
über Bacau im Lonely
Planet geschrieben hat, war definitiv noch niemals in dieser Stadt oder
wenigstens die ganze Zeit auf Drogen. Kolonialcharme ist nicht
vorhanden, es fehlt schon am Kolonial. Es gibt exakt zwei Gebäude im
Kolonialstil. Beide sind restauriert.
Darüber hinaus gibt es noch ein
paar portugiesisch anmutende, ausgetrocknete Springbrunnen mit
abgeblätterter Farbe, in deren mittlere Tulpenblüte, aus der wohl früher
das Wasser kam, die Timoresen Straßenlaternen gesetzt haben. Wären sie
ein Kunstwerk würde die Installation wohl "Die Vergewaltigung der Tulpe"
heißen. Ästethik geht jedenfalls anders. Auch das angeblich so tolle
Schwimmbad ist leer und sieht auch nicht so kolonialistisch aus. Schnell
fliehen wir zum nahegelegenen Strand von Osolata - zu Fuß die paar
Kilometer, denn eine andere Option gibt es nicht. Der Marsch durch die
Wildnis und kleine süße Dörfchen runter zum Strand ist sehr ruhig und
wunderschön. In Osolata angekommen gibt es immerhin eine Art Bungalow,
mit Abstand die schlechste Unterkunft die wir für 30 Dollar die Nacht
jemals gesehen haben. Auf
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Der Strand von Osolata |
der anderen Seite ist der Strand der
traumhafteste, den wir auf der ganzen Reise bisher gesehen haben -
butterweicher, weißer Sand, palmengesäumt und kein Schwein da, außer
einem Fischer bei der Arbeit und zwei kleinen Mädchen, die am Strand
spazieren. Und Müll gibt es auch nicht. Ich zögere eine Weile an der
Wasserkante traue mich aber nicht ins Wasser zu gehen, weil man ja nicht
weiß, obs hier auch Salzwasserkrokodile gibt. Restaurants und Läden
gibt es nicht und wir haben nix zu essen dabei. Glücklicherweise treffen
wir auf ein australisches Pärchen, die uns zum Grillen einladen. Die
beiden sind Zeugen Jehovas und leben seit sechs Jahren in Bacau. Die
Australier bestätigen hier vor einer Woche ein "kleines" Krokodil
gesehen zu haben. Auf Nachfrage wurde "klein" als etwa zweieinhalb Meter
definiert. Ich hatte mir unter klein eher so 20 cm vorgestellt. Gut,
dass ich nicht ins Wasser gegangen bin. Bei Burgern und Schokokuchen
diskutieren wir über Religion, Moral, Werte, Ungerechtigkeit und die
Australier teilen ihr Insiderwissen über die timoresische Kultur mit
uns. So erfahren wir, dass die Timoresen glauben, dass die Krokodile
ihre Vorfahren sind und sie nur fressen, wenn sie was Böses gemacht
haben. Und dass das dazu führt, dass sich die Salzwasserungeheuer
dank dem Nahrungsüberfluss ausbreiten wie Karnikel, da die Timoresen auch ins Wasser gehen, wenn
das Krokodil dort schon zum Mittagessen angetreten ist. Denn wer reinen
Herzens ist, der hat ja nichts zu befürchten. Da die Tiere auch eine
Weile im Süßwasser leben können, schwimmen sie auch gerne die Flüße hoch
ins Landinnere und tümmeln sich in den Gärten der Kleinstädte, fernab
vom Meer. Und wird einer gefressen, dann sagt man, dass er ja was getan
haben muss. Dazu sollte man wissen, dass Salzwasserkrokodile Menschen
gezielt als Nahrung jagen. Nur sieht das halt nie nach Jagd aus, weil
Krokodile faule Opportunisten sind und immer auf den richtigen Moment
warten ihr Opfer zu schnappen und dann erstmal grausam zu ertränken.
Also ich kann mir schönere Tode vorstellen, als von einem Krokodil
ertränkt zu werden und beschließe daher, in Timor lieber nirgendwo ins
Wasser zu gehen. Auch anderweitig sind die Timoresen abergläubig - eine
Katze im Bus bringt Unglück. Gut zu wissen! Die Australier erzählen
auch, dass die Timoresen glauben, dass sie den Krieg nur gewonnen haben,
weil sie katholisch sind - und das obwohl selbst der Vatikan (!) lange
nicht auf Seiten der Unabhängigkeit war. In Rom braucht man halt auch
Geld, money runs the world. Mit der Armut halte es sich in Grenzen
erzählen unsere australischen Freunde auch. Die Leute hätten zwar kein
Geld, aber sie hätten Land und Tiere und Häuser und es geht ihnen daher
nicht so schlecht. Die NGOs aber, die würden oft gar nicht soviel
helfen, da die Leute sich so dran gewöhnt haben, dass schon irgendeine
NGO kommt um das Problem zu lösen. Und so keiner mehr seine eigenen Probleme löst. Mit einem absurd teuren Bierchen im
Bungalow lassen wir die Ereignisse der letzten Tage vorbei ziehen und
schlafen unter Meeresrauschen und den Rufen des Geckos ein. Am nächsten
Morgen füttern wir noch die völlig abgemagerten, zitternden Hunde unter
den bösen Blicken der Besitzer mit den resten unseres Frühstücks. Dann
geht es weiter.
Com ist laut Lonely Planet der einzige
Backpacker-Hub, den es bisher in Timor Leste gibt. Wir sind nach den
Erfahrungen mit Bacau zwar skeptisch, aber schließlich hat uns der LP
schon so lange begleitet, ein Ausrutscher ist ja mal erlaubt. Die 8
Kilometer hoch nach Bacau sammelt uns gott sei dank ein Microlet (so heißen die Minibusse hier) auf,
denn es beginnt bereits richtig heiß zu werden. Der Umstieg in den
nächsten Minibus klappt reibungslos. Auf der Fahrt halten wir an einem
Fischmarkt an und ein älterer Mann kauft fröhlich ein paar Fische, die
wohl etwas zu lange in der Sonne gelegen haben. Spitze. Verständigung
ist schwierig, Englisch spricht niemand, mein Portugiesisch ist mehr als
rudimentär und Indonesisch will ich aus historischen Gründen nicht
anwenden. So bleiben wir dabei alle freundlich anzulächeln, was nicht
immer erwidert wird. Noch einmal müssen wir den Bus an einer Kreuzung in
Lautem (mitten im Nichts) wechseln, diesmal klappt es nicht so
reibungslos. Geschlagene drei Stunden stehen wir im Staub. Immerhin
können wir uns hier unterhalten, es gibt eine Englisch-Schule in der
Nähe. Viele Schüler warten mit uns. Ein junger Mann quittiert das lange
Warten mit den treffenden Worten: "This is the condition of our
country." (Das ist der Zustand unseres Landes.) Wir werden erst noch
erfahren wie recht er hat. Wir wollten nach Timor
Leste. Hier stehen wir nun. Irgendwann kommt ein LKW-Truck, beladen mit
Kürbissen, Säcken von irgendetwas, ein paar Ersatzreifen und einer
Wagenladung Kinder. Für einen Dollar kommen wir mit dem Truck nach Com.
Also nichts wie rauf. Unter ohrenbetäubend lauter 90er Trashmusik fahren
wir so die 20 Kilometer nach Com. Dort angekommen suchen wir eine
Unterkunft. Wir finden ein komplett ausgestorbenes Dorf vor, ein leeres
Hotel reiht sich an das andere, die wenigen Bewohner sind nicht da oder
sitzen vor ihren Häusern. Die Zimmer sind extrem überteuert - 50 Dollar
die Nacht - verhandeln wollen die Besitzer nicht, trotz des Leerstandes. Wir nehmen die einzige Unterkunft mit Dusche, die nicht völlig überteuert
ist. Es gibt hier keine Restaurants, man kann für 8 Dollar pro Person
ein Abendessen bestellen, von dem man nicht weiß, was es sein wird. Auch
sonst gibt es hier wirklich nichts außer Strand, jeder Menge Kinder und einiger Frauen, die
versuchen einem etwas zu verkaufen. Was wir prompt vor lauter Langeweile
auch tun. Das Highlight hier sind die unzähligen Schweine und Schweinchen in allen Farben, die am Strand nach Essbarem wühlen.
Wer ans Ende der Welt möchte um fern von allem anderen zu
sein, der ist hier richtig.
Nicht mal schwimmen kann man hier, dank der
Salzwasserkrokodile. Nach einem kurzen Versuch lassen wir auch das am
Strand rumliegen sein...das Risiko einzuschlafen und von einem Krokodil
aufzuwachen, dass einem am kleinen Zeh rumknabbert, stört die Entspannung ungemein. Die Fischer kratzt das
natürlich nicht, die stehen bis zur Hüfte im Wasser und werfen ihre
Netze aus. Nach langer Diskussion mit fünf Dorfbewohnern haben wir es
geschafft eine Sim-Card mit Internet zu erwerben. Sie hat zwar die
falsche Größe - die MicroSim ist hier noch nicht angekommen - aber das
ist nichts, was man nicht mit einer Nagelschere beheben könnte. Beim
Abendessen reflektieren wir die Unterschiede zu Indonesien: Tatsächlich
scheint hier jedes Kind in die Schule zu gehen, auch in diesem
abgelegenen Dorf, wo die Kinder nachmittags stundenlang auf eine
Fahrgelegenheit warten müssen, um nach Hause zu kommen. Die jüngeren
sprechen daher alle ein paar Brocken Englisch. Überall stehen Schilder
die ankündigen, dass der Staat die Straßen oder etwas anderes ausbauen
will. Es gibt Warnschilder, die auf tollwütige Tiere
 |
Com |
hinweisen und in
Com sehen wir sogar ein Schild, das erklärt, welche Tiere unter
Naturschutz stehen (Schildkröten z.Bsp.) und die das Töten dieser Tiere
unter Strafe stellen. Die Menschen sind nicht so fröhlich und freundlich
wie die Indonesier. Die Alten schauen oft grimmig, vermutlich zu recht.
Die Australier meinten dazu, viele seien neidisch, weil sie denken wir
hätten alles. Einen Vorteil
hat das hier, denken wir als wir ins Bett
gehen, es ist abends wirklich totenstill. Um 4 Uhr nachts werden wir
dann eines besseren belehrt. Ein Truck fährt durchs Dorf, komplett mit
lauter
Musik und jemand ruft immer wieder "Kota, Kota". Wir wissen nicht was
"Kota" heißt, wundern uns, und drehen uns wieder um. Am Vormittag wollen
wir das trostlose Dorf wieder verlassen, aber der Bus der um zehn Uhr
kommen soll, kommt nicht, und wir spazieren etwas durch die Gegend.
Später erfahren wir, es gibt doch keinen Bus (hatte er aber doch gestern
gesagt??), nur der Gemüsewagen, der fährt nach Lautem, von wo wir
den Bus Richtung Dili nehmen können. Der Gemüsewagen ist das einzige
Transportmittel aus dem Dorf, wird uns erklärt. "Welcher Gemüsewagen?",
fragen wir. Na DER Gemüsewagen, der fährt um vier Uhr früh. Ach so der,
denken wir, das war das, was wir nachts gehört haben also. "Kota" heißt
Stadt finden wir bei dieser Gelegenheit heraus. Seufzend fügen wir uns
unserem Schicksal, packen und stellen den Wecker auf 3:55 Uhr.
Am
nächsten Morgen wache ich um 3:30 Uhr in der Früh davon auf, dass Timo
mich schüttelt und ruft "Theresa, wach auf! Der Gemüsewagen ist da!".
Timo rennt raus, um den Truck aufzuhalten. Eine Viertelstunde später
sitzen wir zwischen jeder Menge Gemüse und Menschen auf dem Lastwagen
und stellen frustriert fest, dass der Gemüsewagen nochmal eine Runde
durchs Dorf dreht. Der muskulöse junge Mann, der außen am Truck hängt ruft das uns
bereits bekannte "Kota, Kota" und die Leute strömen aus ihren
Wohnhäusern und laden entweder Lebensmittel auf den Truck und/oder
steigen selbst ein. Es wird immer voller. Ich halte mich hartnäckig in
der Nähe des Ausgangs (eigentlich müsste man durchrutschen), da ich so
weit wie möglich weg vom Lautsprecher sitzen will. Den Fehler neben dem
Lautsprecher zu sitzen, hatte ich ja schon auf dem Hinweg gemacht. Eine
alte runzlige Frau steigt ein und leuchtet mir ausgiebig mit ihrer
ungewöhnlich starken Taschenlampe ins Gesicht. Als musikalische
Untermalung dazu dröhnen aus den Boxen die Bravo Hits 95 - Coco Jambo
und I'm Blue. Da ba dee da ba di. Über die Musik hinweg schreit Timo mir
zu: "Was machen wir hier eigentlich??". Noch auf dem Truck beschließen
wir, uns auf Bali ein paar Tage zu erholen. Immer mehr Menschen steigen
zu. Jedesmal wenn jemand neues einsteigt leuchtet die Alte erst dem
Neuankömmling ins Gesicht und dann mir. Dazu sagt sie "Malay", was wohl
"Ausländer" heißt. Ich komme mir leicht diskriminiert vor, aber
wenigstens fühle ich mich so während der unbequemen Fahrt unterhalten und kann sehen wer noch so alles einsteigt. Die
Metallstange im Rücken, die als Lehne dient und die Knie bis an die
Ohren gezogen, weil die Füße auf Kürbissen ruhen, kommen wir nach einer
Stunde endlich in Lautem an. Dort stellen wir fest, dass die Schüler
dachten wir seien ihre neuen Lehrer. Da muss man schon einigermaßen
verrückt sein, um hier Englisch zu unterrichten. Aber es gibt
anscheinend tatsächlich ausländische Lehrer hier. Ich frage mich im Stillen, wie man
sich wohl fühlen muss, wenn man als Teenager jeden Morgen diese Fahrt
macht. Was für Perspektiven einem das wohl aufzeigt. Ob es für sie
trostlos ist? Die Eltern erwarten vermutlich Dankbarkeit von einem, da
Frieden herrscht und es zu essen gibt. Sicher nicht einfach, so eine
Jugend. "This is the condition of our country", sagte der junge Mann. Oh, ja.
Etwas später stehen wir wieder drei Stunden an dieser Kreuzung in Lautem in der
Kälte und warten darauf das uns irgendwas oder irgendwer Richtung Dili
mitnimmt. Als endlich ein Minibus kommt, lässt er uns stehen mit der
Begründung der Bus sei voll, obwohl noch Platz ist. Wir sind der
Verzweiflung nahe. Aber irgendwann kommt tatsächlich ein Bus der uns
auch mitnimmt und nun haben wir "nur noch" 12 Stunden wackelige Busfahrt
vor uns. Bis zur Pause wundern wir uns, warum zwei Sitzplätze im Bus frei bleiben, wo doch sonst kein Bus los fährt, bevor alle Plätze besetzt sind. Aber dann stellen wir fest, das mit uns auch ein Hahn
reist, der einfach vor den zwei leeren Sitzen steht und die Pause dazu nutzt sein Kikeriki zu üben. Und
da dachte ich der Tag kann verrückter nicht mehr werden. Wenigstens bringt ein Hahn im Bus wohl kein Unglück. ;)
Zurück in Dili versuchen
wir einen letzten Ausflug zum Berg Ramelau. Da es dorthin keine Busse
gibt mieten wir uns ein Moped und treten die Fahrt an, die nur zwei
Stunden hätte dauern sollen. Timo fährt jetzt Moped mit Schaltung,
angeblich kommt man damit besser den Berg hoch. Was uns niemand gesagt
hat war, dass die komplette Straße zwischen Dili und Maubisse gerade
erneuert wird. Die Straße ist also
 |
Blick auf Dili auf dem Weg nach Maubisse |
|
aufgerissen, wir fahren quasi im Sand
den Berg hoch. Was noch von der Straße übrig ist, ist löchriger, als
der Weg nach Wae Rebo auf Flores. Nach einer halben Stunde sehen wir
aus, als hätten wir an einem Motorcross-Rennen in der Wüste
teilgenommen. Wo man nur hinsieht nichts als Steine und Sand.
Interessant ist auf der Fahrt nur, dass die schweren Baugeräte von
Chinesen bedient werden. Die Globalisiserung, sage ich da nur. Es wird
immer später und langsam dunkel, wir fahren durch Maubisse durch. Und
dann fängt es an zu regnen, wir können nichts mehr sehen und rutschen
ein paar Mal fast aus mit dem Moped. Das ist der Moment zum Umdrehen.
Frustriert fahren wir zurück nach Maubisse und suchen dort eine
Unterkunft. Für ein bitterkaltes, zugiges Zimmer ohne fließend Wasser
werden uns hier 30 Dollar abgeknüpft. Essen gibt es nicht. Ich habe
gottseidank eine Fertigsuppe eingepackt. Auf den Berg werden wir es
jetzt nicht mehr schaffen, da wir am übernächsten Tag schon abfliegen.
Was ein Reinfall.
Zwei Tage später lassen wir uns von
einem klapprigen gelben Taxi, bei dem fast die Tür abfällt, zum
Flughafen bringen. Es gibt hier nicht mal eine Anzeigetafel, das Bording
wird ohne Mikro kaum hörbar angesagt. Auf dem Rollfeld fällt mir ein
Plakat auf: "Willkommen in Timor Leste, im Land des Friedens und der
Liebe". Ich muss unwillkürlich lächeln. Hinter den Werbeschildern am
Zaun neben einem Burger King steht eine Gruppe Kinder, die jedes Mal in
Jubel ausbrechen, wenn jemand zum Flugzeug geht und die staunend den
Flugzeugen hinterherschauen. Sehnsüchtig? Ich denke an Grönemeyer und
summe mit freudige Erwartung auf ein paar entspannte Tage auf Bali vor
mich hin:
Wind Nord/Ost, Startbahn null-drei
Bis hier hör' ich die Motoren
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei
Und es dröhnt in meinen Ohren
Und der nasse Asphalt bebt
Wie ein Schleier staubt der Regen
Bis sie abhebt und sie schwebt
Der Sonne entgegen...
Unterkunft Bacau: Tato-Tito Guesthouse, 30 Dollar
Unterkunft Osolata: 10 Dollar pP (Bambushütte) oder 30 Dollar/Zimmer im Bungalow
Unterkunft Com: Kathi Guest House, 15 Dollar
Unterkunft Maubisse: ?, gegenüber der Kirche, 30 Dollar, der Pfarrer ist Engländer!
Hey ihr beiden!
AntwortenLöschenHabe gerade mit Neugier euren Bericht gelesen.
Sagt kommt ihr aus Österreich? Wenn ja, von wo?
Überlege zZ ob wir einen Abstecher nach Osttimor diesen Sommer machen...
Hätte ein paar Fragen dazu... Mal zuerst vllt, wie lange wart ihr insgesamt in Osttimor unterwegs und hattet ihr das Gefühl das diese Zeit gereicht hat?
Vielen Dank schon Mal :)
LG Dominic
Hi Dominic,
AntwortenLöschenwir kommen aus Deutschland, insofern muss ich dich also enttäuschen. ;) Wir waren insgesamt 10 Tage in Osttimor. Wir haben da zwar jede Menge erlebt, aber wie du meinen Berichten entnehmen kannst, waren wir oft frustriert, weil alles irgendwie nicht so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben. Gleichzeitig war es dann aber doch nicht soooo abenteuermäßig, wie wir erwartet haben. Was ist denn genau dein Plan? Wenn du vorher in Indonesien bist, würde ich dir eher raten, dir mehr Zeit für Indonesien zu nehmen. Landschaftlich gibt es m.E. in Indonesien mehr zu sehen, auch kulturell. Und Strände, an denen man nicht baden kann, sind irgendwie auch doof. Die Menschen in Indonesien fanden wir ebenfalls deutlich freundlicher, jedenfalls war das unsere Erfahrung. Wenn du allerdings unbedingt nach Timor möchtest, dann ist es vielleicht besser mehr Zeit mitzubringen und vielleicht zu Couchsurfen (hat ein Holländer gemacht, den wir getroffen haben), um einen besseren Zugang zu den Leuten zu bekommen. Vielleicht hatten wir ja auch einfach nur Pech. Wir waren mit den 10 Tagen jedenfalls eher unzufrieden und uns hat es dann auch gereicht. ;) Man sollte sich auch ernsthaft darauf einstellen richtig krass zu backpacken, also nur mit lokalen Bussen und so inkl. stundenlangem Warten darauf, ob vielleicht ein Bus kommt. Irgendwie gearteten Tourismus gibt es in Timor noch nicht. Es gibt nicht mal Postkarten zu kaufen. ;)
Würde gerne hören, was du so planst! Vielleicht kann ich dir auch allgemeine Planungstipps geben, wenn du möchtest? Und ich bin mit berichten auch schon wieder hinterher...bald gibts neues zu lesen. Falls du noch fragen hast, meld dich gern.
Auf jeden Fall viel Spaß beim reisen. :)
Liebe Grüße
Reisetiger