Donnerstag, 15. September 2016
Umzug des Blogs
Freitag, 27. Mai 2016
Timor Leste 2: Backpacking für Fortgeschrittene oder der Gemüsewagen-Incident
Das hatte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht
vorgestellt: Um 5:00 Uhr früh stehen wir an einer Straßenkreuzung und
putzen uns im dämmrigen Schein einer alten Straßenlaterne neben einem
Verkehrsschild die Zähne. Es ist schweinekalt. Um uns warm zu halten kicken wir Straßenmüll in das Feuer der Einheimischen. Wer weiß wie lange wir
hier noch warten müssen? Jede deutsche Bushaltestelle mutet uns grade
wie ein fünf-Sterne-Hotel an. Wir würden jetzt viel für so ein zugiges
Glasgebilde von deutscher Bushaltestelle geben...aber fangen wir von vorne an. Schuld an allem ist
der Lonely Planet.
Zunächst versuchen wir es mit einem
Ausflug auf die Insel Atauro, die vor Dili liegt. Traumhaft schön soll
die sein, so der Lonely Planet. Die drei-stündige Fährfahrt bringen wir
auf Deck schlafend mit einer Gruppe nerviger australischer Teenager zu.
Auf Atauro angekommen stellen wir fest, dass ausnahmslos alle
Unterkünfte ausgebucht sind aufgrund eines uns unbekannten katholischen
Feiertages und großer angereister Gruppen (die Australier). Nach etwa 2
Stunden Unterkunftssuche steigen wir also schlechtgelaunt zurück auf die
Fähre und es geht wieder zurück. Immerhin treffen wir dabei eine Gruppe
witziger Austauschlehrer aus aller Welt, mit denen wir unser Leid
teilen. Sie erzählen uns, wie es ist in Dili zu leben und zu
unterrichten und wir beschließen den Abend bei einem Cocktail am Strand
ausklingen zu lassen. Auf dem Weg zur Bar halten wir Ausschau nach einem
Taxi und prompt hält auch neben uns eins an. Das ist allerdings
abgesoffen und die ebenfalls ausländische Fotografin im Taxi erklärt
uns, der Taxifahrer hätte gesagt "Da, deine Freunde dort, die können
doch beim Anschieben helfen". Lachend schieben wir also zu fünft das
Taxi an unter der Bedingung, dass wir danach ein Stück mitgenommen
werden. Die am Straßenrand stehenden Timoresen sind sichtlich amüsiert, dass eine Horde junger Ausländer
ein Taxi anschiebt und nach und nach ins fahrende Auto springt. Drei Mal müssen wir das Auto anschieben, bis wir
am Ziel sind.
Am nächsten Tag gilt es ein neues Ziel zu
finden. "Get Lost in Old town Bacau" hieß es. Das hörte sich gut an. Wir
sahen Havanna-ähnliche Bilder von halbverfallenen Kolonialbauten vor
unserem inneren Auge vorbeiziehen. Aufregend. Auf nach Bacau. In einem
klapprigen, überfüllten Bus fahren wir die 4 Stunden zu der Kleinstadt.
Der Bus fährt so halsbrecherisch, dass sich sogar die Einheimischen
aufregen, nachdem wir zwei Mal nur knapp einem Frontalunfall entgangen
sind. Timo sitzt die meiste Zeit auf meiner Armlehne, einige junge
Männer hängen lässig aus der offenen Bustür. Das heißt noch lange nicht,
dass der Bus voll ist, es steigen immer mehr ein. Der Mann vor mir
transportiert in einer Wolldecke einen alten Röhrenfernseher. Und das
Mädchen auf dem Schoß der Dame neben mir schaut mich dich ganze Zeit an,
als wär ich ein Alien, bis ich kurz davor bin meinen ausgestreckten
Zeigefinger an ihren zu legen und zu sagen: "Ich bin E.T.". Aber sie
würde den Witz wohl nicht verstehen. Die Busfahrt wird regelmäßig von
Passkontrollen von düster drein schauenden, missmutigen Militärs unterbrochen. Unsere vielen Stempel werden oft
besonders lange begutachtet. Es wird nach einigen bewaffneten
Ex-Freiheitskämpfern gesucht, die sich angeblich 24 Jahre lang in den Bergen
versteckt haben und jetzt was gegen die Regierung haben. Wie schön, dass
wir das jetzt erst erfahren. Die Diskussionen darüber, ob der Kämpfer auf
der Seite der Guten oder der Bösen steht, sind endlos. Dann sind wir in
Bacau. 
über Bacau im Lonely Planet geschrieben hat, war definitiv noch niemals in dieser Stadt oder wenigstens die ganze Zeit auf Drogen. Kolonialcharme ist nicht vorhanden, es fehlt schon am Kolonial. Es gibt exakt zwei Gebäude im Kolonialstil. Beide sind restauriert.

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Der Strand von Osolata |

Wer ans Ende der Welt möchte um fern von allem anderen zu
sein, der ist hier richtig.
Nicht mal schwimmen kann man hier, dank der
Salzwasserkrokodile. Nach einem kurzen Versuch lassen wir auch das am
Strand rumliegen sein...das Risiko einzuschlafen und von einem Krokodil
aufzuwachen, dass einem am kleinen Zeh rumknabbert, stört die Entspannung ungemein. Die Fischer kratzt das
natürlich nicht, die stehen bis zur Hüfte im Wasser und werfen ihre
Netze aus. Nach langer Diskussion mit fünf Dorfbewohnern haben wir es
geschafft eine Sim-Card mit Internet zu erwerben. Sie hat zwar die
falsche Größe - die MicroSim ist hier noch nicht angekommen - aber das
ist nichts, was man nicht mit einer Nagelschere beheben könnte. Beim
Abendessen reflektieren wir die Unterschiede zu Indonesien: Tatsächlich
scheint hier jedes Kind in die Schule zu gehen, auch in diesem
abgelegenen Dorf, wo die Kinder nachmittags stundenlang auf eine
Fahrgelegenheit warten müssen, um nach Hause zu kommen. Die jüngeren
sprechen daher alle ein paar Brocken Englisch. Überall stehen Schilder
die ankündigen, dass der Staat die Straßen oder etwas anderes ausbauen
will. Es gibt Warnschilder, die auf tollwütige Tiere
hinweisen und in
Com sehen wir sogar ein Schild, das erklärt, welche Tiere unter
Naturschutz stehen (Schildkröten z.Bsp.) und die das Töten dieser Tiere
unter Strafe stellen. Die Menschen sind nicht so fröhlich und freundlich
wie die Indonesier. Die Alten schauen oft grimmig, vermutlich zu recht.
Die Australier meinten dazu, viele seien neidisch, weil sie denken wir
hätten alles. Einen Vorteil
hat das hier, denken wir als wir ins Bett
gehen, es ist abends wirklich totenstill. Um 4 Uhr nachts werden wir
dann eines besseren belehrt. Ein Truck fährt durchs Dorf, komplett mit
lauter
Musik und jemand ruft immer wieder "Kota, Kota". Wir wissen nicht was
"Kota" heißt, wundern uns, und drehen uns wieder um. Am Vormittag wollen
wir das trostlose Dorf wieder verlassen, aber der Bus der um zehn Uhr
kommen soll, kommt nicht, und wir spazieren etwas durch die Gegend.
Später erfahren wir, es gibt doch keinen Bus (hatte er aber doch gestern
gesagt??), nur der Gemüsewagen, der fährt nach Lautem, von wo wir
den Bus Richtung Dili nehmen können. Der Gemüsewagen ist das einzige
Transportmittel aus dem Dorf, wird uns erklärt. "Welcher Gemüsewagen?",
fragen wir. Na DER Gemüsewagen, der fährt um vier Uhr früh. Ach so der,
denken wir, das war das, was wir nachts gehört haben also. "Kota" heißt
Stadt finden wir bei dieser Gelegenheit heraus. Seufzend fügen wir uns
unserem Schicksal, packen und stellen den Wecker auf 3:55 Uhr.

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Com |
Am nächsten Morgen wache ich um 3:30 Uhr in der Früh davon auf, dass Timo mich schüttelt und ruft "Theresa, wach auf! Der Gemüsewagen ist da!". Timo rennt raus, um den Truck aufzuhalten. Eine Viertelstunde später sitzen wir zwischen jeder Menge Gemüse und Menschen auf dem Lastwagen und stellen frustriert fest, dass der Gemüsewagen nochmal eine Runde durchs Dorf dreht. Der muskulöse junge Mann, der außen am Truck hängt ruft das uns bereits bekannte "Kota, Kota" und die Leute strömen aus ihren Wohnhäusern und laden entweder Lebensmittel auf den Truck und/oder steigen selbst ein. Es wird immer voller. Ich halte mich hartnäckig in


Zurück in Dili versuchen wir einen letzten Ausflug zum Berg Ramelau. Da es dorthin keine Busse gibt mieten wir uns ein Moped und treten die Fahrt an, die nur zwei Stunden hätte dauern sollen. Timo fährt jetzt Moped mit Schaltung, angeblich kommt man damit besser den Berg hoch. Was uns niemand gesagt hat war, dass die komplette Straße zwischen Dili und Maubisse gerade erneuert wird. Die Straße ist also
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Blick auf Dili auf dem Weg nach Maubisse |

Zwei Tage später lassen wir uns von
einem klapprigen gelben Taxi, bei dem fast die Tür abfällt, zum
Flughafen bringen. Es gibt hier nicht mal eine Anzeigetafel, das Bording
wird ohne Mikro kaum hörbar angesagt. Auf dem Rollfeld fällt mir ein
Plakat auf: "Willkommen in Timor Leste, im Land des Friedens und der
Liebe". Ich muss unwillkürlich lächeln. Hinter den Werbeschildern am
Zaun neben einem Burger King steht eine Gruppe Kinder, die jedes Mal in
Jubel ausbrechen, wenn jemand zum Flugzeug geht und die staunend den
Flugzeugen hinterherschauen. Sehnsüchtig? Ich denke an Grönemeyer und
summe mit freudige Erwartung auf ein paar entspannte Tage auf Bali vor
mich hin:
Wind Nord/Ost, Startbahn null-drei
Bis hier hör' ich die Motoren
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei
Und es dröhnt in meinen Ohren
Und der nasse Asphalt bebt
Wie ein Schleier staubt der Regen
Bis sie abhebt und sie schwebt
Der Sonne entgegen...
Bis hier hör' ich die Motoren
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei
Und es dröhnt in meinen Ohren
Und der nasse Asphalt bebt
Wie ein Schleier staubt der Regen
Bis sie abhebt und sie schwebt
Der Sonne entgegen...
Unterkunft Bacau: Tato-Tito Guesthouse, 30 Dollar
Unterkunft Osolata: 10 Dollar pP (Bambushütte) oder 30 Dollar/Zimmer im Bungalow
Unterkunft Com: Kathi Guest House, 15 Dollar
Unterkunft Maubisse: ?, gegenüber der Kirche, 30 Dollar, der Pfarrer ist Engländer!
Timor Leste 1: Zu Besuch in Revoluzzer-Land
Die
Busfahrt von Kupang nach Dili beginnt mal wieder damit, dass wir um
präzise 4:55 Uhr vorm Hotel auf den Bus warten, der (wie sollte es
anders sein) 20 Minuten zu spät ist und uns auch erstmal nur zum
Busunternehmen bringt, wo wir eine Stunde auf die Abfahrt warten. Drei
Stunden später sitzen wir im Bus und die ersten Timoresen steigen zu: Ein irre lachender Opa
setzt sich neben mich und unterhält, pardon "unterschreit" sich
permanent mit der ebenfalls irre lachenden Oma hinter Timo. Beide reden in einer Mischung aus Bahasia und
Portugiesisch (genannt Tetum) auch auf uns ein. Ich verstehe nichts. Einer unsere Sitze ist kaputt und wir
rempeln die Frau hinter uns damit immer an. Die sieht das anfangs
locker, aber mit den Stunden verstreicht auch ihre Geduld immer mehr. Und wir haben noch nichtmal die
Hälfte der Busfahrt hinter uns...
Immerhin schlängelt sich der Bus fortwährend kurvige Bergstraßen hoch und runter. An einem steilen Berg bleibt der Bus plötzlich stehen. Der Motor quietscht und ächzt und ich fürchte schon, des Busses letztes Stündchen hat geschlagen. Aber er fährt. Langsam, aber er fährt. Insgesamt unendlich lange 12 Stunden dauert die Klapperfahrt von Kupang nach Dili, inklusive passieren des
Grenzüberganges.
Gegen halb drei sind wir an der
Grenze und überzeugen auch hier den diensthabenden Grenzbeamten davon,
dass wir
seit Ende Mai nicht mehr für ein Visum zahlen müssen und auch keinen
"authorization letter" mehr brauchen.
Ich glaube es ist das erste Mal in
meinem Leben, dass ich sage "we are european citizens" ("wir sind
europäische Staatsbürger"). Hinter dem Beamten hängt eine Karte der
Europäischen Union und ein Kollege und er scheinen länger darüber zu
diskutieren, ob Deutschland nun zur EU gehört oder nicht (wir schmunzeln) - ein Aufdruck
auf dem Pass in Englisch wäre wirklich sinnvoll. Schließlich kommen sie
zu dem Ergebnis, dass wir die Wahrheit sagen. Ja wir sind europäische
Staatsbürger und heute freuen wir uns so richtig darüber. Macht ja alles
immer noch ein bisschen mehr Spaß, wenn man dabei auch noch Geld spart.
Kurz hinter
der Grenze gibt es eine erneute Kontrolle von finster blickenden
Militärpolizisten, die sich sehr interessiert unsere vielen Stempel im
Pass anschauen. Und wir sind drin. Wir sind in Timor Leste!
Auf
dem Weg nach Dili begegnet uns kaum ein anderes Auto, allein drei LKWs
zähle ich. Aus Gras geflochtene Girlanden und Herzen säumen den
Straßenrand. Später werde ich erfahren, dass dies eine alte timoresische
Tradition ist, um Gäste willkommen zu heißen. Die Straße führt durch
viele Dörfer, in den meisten davon sieht man überwiegend einfache
Basthütten, mit sehr niedrigen Eingängen und Schweine, Kühe, Ziegen zu
hauf. Die Höfe sind sehr ordentlich und oft von vielen bunten
Blumenkübeln gesäumt und an den Hütten hängen viele FC Barcelona Fahnen. Barca
scheint hier beliebt zu sein. Fußballtechnisch hat das mit der Kolonialisierung wohl nicht so geklappt, Portugal. Timor Leste ist ein sehr junges Land - wir beobachten
viele Kinder und Jugendliche, die sich am Straßenrand die Zeit
vertreiben. Linker Hand erstreckt sich das glitzernde
Meer und wir tuckern vorbei an süßen kleinen Essensständen, vorbei an
Mangrovenhainen und vorbei an vielen kleinen Holz Kanus - solche die
aussehen wie aus Robinson Crueso oder einem Dokumentarfilm. Die Mehrheit
der Menschen scheint hier sehr einfach zu leben.
Die Hauptstadt Dili
ist eine schöne Hafenstadt, noch sehr herunter gekommen, aber längst
nicht so wie ich mir das vorgestellt habe. Es gibt jede Menge Hotels
und auch ATMs und unser Hostel hat sogar Wifi (jedenfalls theoretisch).
An der Wasserkante liegt ein Park, der Freiheitspark, der mit jungen
Pärchen und Gruppen von unbeschwert aussehenden
Teenagern
gefüllt ist.
Ich sehe Smartphones und Laptops, auch die technische Entwicklung hat es
bis hierher geschafft. Gibt es irgendwo auf der Welt noch einen Ort
ohne Internet? Junge Männer verkaufen Bananen und Orangen, die
an Fäden von einem Stock hängen, den sie sich über die Schulter gelegt
haben - ein krasser Kontrast. Manche sprechen mich in der Landessprache Tetum an - die ich natürlich nicht spreche. Mit
Portugiesisch und Bahasia soll man ganz gut durchkommen aber von beidem
spreche ich leider nur Brocken. Angeblich spricht
hier niemand Englisch, na das werden wir ja sehen. Die Auswahl im Supermarkt ist überraschend groß, leider ist alles relativ teuer. Der Supermarkt verkauft sogar Müsli - seit Bali haben wir keines mehr gesehen - und daneben noch
einiges anderes was wir hier, am Ende der Welt, nicht erwartet hatten.
Ich kaufe ein
paar Kartoffeln - wir wollen im Hostel kochen - das erste Mal seit fast
drei Monaten! Abends stelle ich dann fest, dass ich Süßkartoffeln
gekauft habe (und ich dachte mir noch "die sehen aber komisch aus") - aber die kann man auch braten und am Ende schmecken sie
gar nicht so schlecht. Wir nehmen uns einen Tag zum erholen und planen
unsere restliche Reise durch um Flüge zu buchen.
Will man Indonesien bereisen ohne ständig in den Flieger zu steigen, braucht man sehr viel mehr Zeit als wir haben. In Timor
Leste gibt es allerdings keine Inlandsflüge. Ansonste gibt es hier wirklich alles! Von wegen kein Internet, keine Hotels,
keine Geldautomaten. Das war mal. Um die Ecke vom Hostal gibt es sogar
einen grandiosen Thailänder, der uns an den Beginn unserer Reise
erinnert.


Am nächsten Tag setzen wir dann zum Sightseeing an. Als
erstes steht Arte Morris auf unserer Liste, eine kostenlose
Kunstschule,
in der man die Kunstwerke der Schüler kostenlos besichtigen kann. In
einem so jungen Land mit einer so blutigen Vergangenheit finden wir das
besonders spannend. Das Gelände gleicht eher einer Müllhalde, erst auf
den zweiten Blick sieht man, dass die Schüler hier aus allem was sie
finden konnten Kunst gemacht haben - Statuen aus
Autoteilen, Figuren aus
Autoreifen, aus Flaschen, aus Dosen - aus allem eben. In den Gebäuden,
die etwas verlassen aussehen mit ihren eingeschlagenen Fenstern und dem Laub
auf dem Fußboden, finden sich erstaunlich gute Gemälde und andere
Kunstwerke - alles hervorragende zeitgenössische Kunst. Die Not ist eben ein Katalysator der Kunst.

Dann widmen wir uns der Geschichte Timor Lestes und besuchen das brandneu aussehende Resistance Museum. Mit vielen Fotos, Berichten von Zeitzeugen und sogar Originalvideos von Massakern ist hier der jahrzehntelange blutige Freiheitskampf Timors dargestellt. Vor allem das Massaker von Santa Cruz aus dem Jahr 1991 schockiert mich.

Auf dem Weg
zum nächsten Museum treffen wir dann auf eine Gruppe fröhlicher, neugieriger
Bauarbeiter, die alle astreines Englisch sprechen, deutschen Fußball
mögen und überhaupt sehr froh sind uns zu treffen. Von wegen die
sprechen hier kein Englisch!

Nach
all diesen Stories wollen wir natürlich auch einen Blick auf den
Friedhof Santa Cruz werfen, auf dem das Massaker passiert ist. Der
Friedhof ist völlig vollgestopft mit traditionell portugiesischen
Kachelgräbern, man kommt kaum durch und zwängt sich an den unzähligen
Grabsteinen
vorbei. Teilweise sind in den Grabsteinen Löcher zu sehen.
Viele Gräber datieren von dem Massaker. Grotesk. "Hier gestorben und
begraben", hätte man drauf schreiben können. Wir wollten eigentlich das
Grab eines

Unabhängigkeitskämpfers besuchen, mehr um zu sehen, ob sich
da heute noch jemand drum kümmert, aber wir finden es nicht.
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Christo Rei |

Auf dem Lastwagen mit Frankie (rechts unten) |
Unterkunft: Dili Backpackers
Indonesien 11 - Timor: Interlude Kupang
In Kupang fällt mir zum ersten Mal auf, dass wir
in ganz Indonesien noch kein deutsches Auto gesehen haben. Der Markt
ist hier fest in japanischer Hand - Honda, Toyota und Yamaha stellen
Autos und Motorräder. Da hat die deutsche Autoindutrie wohl geschlafen.
Ironischerweise erzählt uns der munter plauderne Besitzer unseres
Hostels, der neue Präsident habe sich jetzt einen super teuren Mercedes
bestellt, wofür er nicht gerade mit Sympathie belohnt wird. Der
Präsident ist aber sowieso nicht mehr so beliebt, da die Inflation jetzt
6 % beträgt und deshalb ein Kilo Zwiebeln jetzt mit 40.000 Rupiah (fast
3 Euro), also das Doppelte kostet wie noch vor ein paar Monaten. Unser
Hostel wird zwar grade irgendwie umgebaut (so sieht es zumindes aus) die
Doppelzimmer mit Meerblick sind aber sehr schön. Nur leider kann man
hier nicht schwimmen, denn es gibt Salzwasserkrokodile. Na toll, gerade
den Komodo Waranen entkommen und jetzt das...
Blick aus unserem Zimmer |
Kupang hat ein
völlig irrsinniges Bemosystem, was uns fast an den Rande des Wahnsinns
treibt. Bemos sind diese kleinen, halboffenen Minibusse, die hier den öffentlichen Busverkehr stemmen. Leider müssen wir auf die Bemos zurück greifen, um der Botschaft
Timor Lestes den obligatorischen Visumsbesuch abzustatten. Die
Bearbeitung soll überraschend schnell gehen - schon am nächsten Tag
dürfen wir unser Authorisationsschreiben, was man an der Grenze vorlegen
muss, abholen.
Bemofahrspaß in Kupang |
Abends finde ich zufällig raus, dass Timor Leste seit
Ende Mai als ehemalige portugiesische Kolonie dem Schengen Abkommen beigetreten ist und wir daher also kein
Visum mehr brauchen. Diese Info drucke ich mir vorsichtshalber mal von
einer offizielen Homepage Timor Lestes aus. Mit meinem Ausdruck fahre
ich am nächsten Tag bei der Botschaft vor und kriege dann nach einiger
Diskussion der Botschaftsangestellten, ob Deutschland Teil der
Europöischen Union ist oder nicht, die mündliche Bestätigung das ein
Visum nicht mehr nötig ist. Das Authorisationsschreiben nehmen wir
besser trotzdem mit. Der diensthabende Angestellte kopiert unter meinem
Grinsen meinen Ausdruck und auch ein holländischer Tourist der das
Gespräch zufällig mitkriegt bekommt einen Ausdruck, nachdem er dem
Angestellten mit den Worten "welcome to Schengen" die Hand geschüttelt
hat. Die europäische Hymne summend schwingen wir auf unser Moped und
fahren freudig weg - da hat uns die EU mal eben 70 Dollar gespart.
Den
Rest des Tages verbringen wir damit eine Wechselstube zu finden für den
Fall dass wir doch an der Grenze bezahlen müssen. Nachdem wir ungefähr
alle Himmelsrichtungen abgesucht haben finden wir eine in der hintersten
Ecke eines Mobiltelefonladens - und die Stube nimmt nicht mal
Kommission. Es stimmt also nicht, dass man in Indonesien nicht günstig
Dollar tauschen könnte. Zur Krönung des Tages brennt Timo auch noch das
Moped durch und er fährt in einen Graben, aber weder Timo noch dem Moped
ist groß was passiert, wir sind nur beide etwas geschockt. Später bleibt noch Timos Kreditkarte im Geldautomaten stecken...das ist schon die dritte Kreditkarte die wir im Laufe der Reise einbüßen (eine haben wir wieder gekriegt). Von Kupang
haben wir jetzt nichts gesehen, aber da gibt es auch nichts zu sehen, es
ist eben nur ein Verkehrsknotenpunkt, das sehenswerteste ist noch das
Lavalon Hostel. Und natürlich der Fischmarkt (aber nicht, wenn man wie ich keinen Fisch ist). Und wir haben jetzt Lust auf was Neues, sprich ein neues
Land, und sind gespannt auf Timor Leste - stimmt es was wir gelesen
haben? Keine Hotels, keine Geldautomaten, kein Internet? Werden wir einen Guide
brauchen? Auf nach Dili!
Nachtmarkt in der Nähe vom Lavalon Hostel |
Lecker Meeresfrüchte |
Unterkunft:
Lavalon Hostel
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Sonntag, 31. Januar 2016
Indonesien 10 - Flores: Aller guten Dinge sind drei

Wir sind in Bajawa ja nur auf der Durchreise, normalerweise bleibt man hier ein paar Tage, um in den umliegenden Bergen zu wandern und sich Dörfer von Einheimischen anzuschauen. Neugierig wie wir sind beschließen wir trotz der katastrophalen kulinarischen Zustände - das Frühstück hat ein neues Tief erreicht, denn hier gibt es nichtmal Toast - doch noch eine Nacht zu bleiben. Und so mieten wir am nächsten Morgen
Die Bewohner von Luba |
Bena |
Am nächsten
Morgen werden wir mal wieder von einer Moschee jäh aus dem Schlaf
gerissen. Schon komisch, eigentlich soll Flores doch katholisch sein,
ich hab aber das Gefühl auf Flores gibt es mehr Moscheen als sonst
irgendwo wo wir waren. Eine halsbrecherische Busfahrt mit einer
Ziege auf dem Busdach bringt uns schließlich nach Ende.
Wir reisen mittlerweile mit einer kleinen Bananenstaude, weil wir wieder mal keine einzelne Banane kaufen konnten. Von Ende aus müssen wir noch nach Moni und freuen uns schon als das Umsteigen mit dem Bus reibungslos klappt. Allerdings geraten wir dann in einen Stau -- zu früh gefreut. Die Straße wurde gesperrt und wir sitzen stundenlang in der Hitze in dem Bus, aber draußen rumlaufen bringt irgendwie auch nix. Wir verschenken die Bananenstaude an Kinder, die uns unbekannte Snacks verkaufen. Kurz drauf versuchen uns die selben Kinder eine Banane zu verkaufen...netter Versuch. In all den Stunden in der drückenden Hitze höre ich keinen Indonesier meckern, alle scheinen gutgelaunt zu sein. Der Finne der mit uns schon seit Bajawa im Bus sitzt sagt, die Menschen denken hier anders über Zeit, keiner trägt eine Uhr. Wie kann man denn anders über Zeit nachdenken, frage ich mich? Nicht als etwas messbares, wertvolles? Vielleicht nimmt das ja den Stress aus allem raus. Ich versuche es gleich mal und sage mir Zeit ist egal, aber ich bin trotzdem genervt. Naja man kann eben nicht aus seiner Haut. ;)
Endlich in
Moni angekommen haben wir die beste Unterkunft aller Zeiten - neu
renoviert, ein superbequemes Bett und Totenstille. Dazu sind die
Besitzer wahnsinnig nette Leute. Der Vater der Familie erzählt, dass er
selbst diese drei Hütten gebaut hat, um für die Schule seiner Tochter zu
bezahlen. Mehrfach sagt er, er sei dumm, weil er ja nicht zur Schule
gegangen ist. Wir widersprechen ihm jedesmal und er strahlt auf dem
ganzen Gesicht, als wir ihm immer wieder erzählen, wie toll er seine
Hütten gebaut hat und dass das doch auch nicht jeder kann. Tatsächlich
sind die Hütten mit einem Standard ausgestattet, den wir so auf unserer
Reise selten zu sehen bekommen haben. Der Besitzer freut sich noch mehr,
als wir ihm erzählen, dass seine Hütten bereits auf Travelwiki als
beste Unterkunft in Moni beschrieben werden. Er kann es gar nicht
fassen, dass seine Hütten jetzt schon im Internet erwähnt werden und
rennt gleich weg, um das seiner Frau zu erzählen. Die Frau kocht im
Restaurant wirklich leckeres Essen. Das ist ein echtes
Familienunternehmen.
Zwei Kraterseen des Kelimutu |
Hotel Bajawa: Happy Happy Hotel
Hotel Moni: Angi Lodge
Hotel Moni: Angi Lodge
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