Donnerstag, 28. Mai 2015

Thailand 3: Halbmondwahnsinn und andere Inselfreuden

Habt ihr schon mal mitten im Dschungel eine Party gefeiert? Wir auch nicht. Bis jetzt.

Circa 3000 Leute, eine Menge Deko, Neonfarbe, bunte Brillen, Hüte, Plastikblumenkränze, jede Menge Alkohol und Technomusik inmitten hoher Palmenbäume auf einem Berg auf Kho Phangnan - das ist die Halfmoonparty. Jeder hat sicher schon mal von Fullmoonpartys gehört - so fing das ganze mal an, ein paar Hippies feierten am Strand den Vollmond mit viel Alkohol, Hasch und magicmushrooms. Dreißig Jahre später sind auf Fullmoonpartys gerne 40.000 Partygäste aus aller Herren Länder und es gibt eine Mondfeier für jede Art von Mond: Vollmond, Halbmond, "Black Moon" usw. Der Konsum ist auch in Thailand angekommen - der Eintritt kostet mehr, als ich in Deutschland für einen Club ausgeben würde. Wir sind zusammen mit vielen anderen extra für die Halfmoonparty mit der Fähre angereist und waren uns dann doch erst unschlüssig, ob wir wirklich hingehen sollen. Die Party ist teuer und mein Freund befürchtete "Kirmestechno". ;) Zusammen mit zwei Holländerinnen aus unserem Beachresort (wir übernachten hier in kleinen Hüttchen am Strand) und ein Paar Chang Bieren konnte ich Timo dann aber doch überzeugen und es war einfach absolut wahnsinnig. Die Leute drehen total durch, jeder kriegt am Eingang ein kleines Eimerchen mit Absolutvodka und dem Mischzeug seiner Wahl, man kann sich den Körper mit Neonfarbe bemalen lassen und natürlich jede Menge Zeug kaufen. Die weiblichen Partygäste tragen fast ausnahmslos Plastikblumen im Haar also brauchte ich auch unbedingt so einen Blumenkranz (klarer Fall von Gruppenzwang :D). Es gibt zwei "Floors" einen weiter unten am Hügel und einen weiter oben. Unten tanzen ein paar (teilweise vollgedrogte) Musikfeinköstler, oben läuft der erwartete Kirmestechno. Passt aber irgendwie, ist ja auch irgendwie wie Kirmes. Und der Anblick der Partymenge ist überwältigend. Der Wahnsinn steht jedem einzelnen ins Gesicht geschrieben. Der Beat pulsiert laut, laut, laut und unbarmherzig durch den Dschungel und alle reißen die neonbemalten Arme hoch, wippen wie irre mit dem Kopf und kreischen und bewegen sich so mehr oder weniger im Takt zur Musik. Einige haben Wasserpistolen dabei und beschießen andere- eigentlich ist man ständig nass - aber das macht nichts, es sind schwüle 39 Grad und man befindet sich mitten in einer Menge von 3000 Mann- jede Abkühlung ist willkommen. Wegen der Blumenkränze muss ich ständig an die Hippies denken, die das hier alles begonnen haben. Aber das hier ist anders. Nichts beschreibt vermutlich unsere Generation so gut wie diese Massenbelustigungsveranstaltungen. Sie sind der Grund weshalb uns die ältere Generation vorwirft wir hätten nur Spaß im Sinn und keine Lust zu arbeiten. Aber darum geht es nicht, es geht hier um viel mehr, es geht um....Glückseligkeit. Dem Alltag entfliehen, unbeschwert sein, wie Kinder. BÄM!!!! Da Stress und Belastungen im Allgemeinen steigen, müssen auch die Partys immer krasser werden, die Urlaube länger, der Sport extremer. Es ist einfach schwerer geworden den Resetknopf zu drücken, selbst hier im Dschungel haben die meisten ein Handy dabei und man könnte am Rand sitzen und Arbeitsmails bearbeiten wenn man wollte (aber wer will das schon ;P). Wir haben bei unseren Eltern gesehen, dass Arbeit alleine nicht glücklich macht, deshalb streben wir nach etwas Anderem, Höherem, auch wenn keiner weiß was das ist und wo man es bekommt. Irgendwie warten einfach alle darauf dass irgendwann endlich mal Einer am Straßenrand steht und für viel Geld "Glückseligkeit" verkauft. Aber hier im Dschungel haben alle kurz vergessen, dass sie auf diesen Straßenverkäufer warten- David Guetta hallt duch die Palmen und es wird getanzt, getrunken, getanzt, getanzt, getanzt als ginge es um Leben und Tod. 
Und am nächsten Tag geht der Wahnsinn weiter- es ist Songkran. Thailändisches Neujahr. Ausgestattet mit eigens für diesen Zweck bei 7 Eleven erworbenen Wasserpistolen und Regenjacken (das Wetter ist leider nicht so pralle), schleichen wir aus unserem Strandbungalow raus - und kommen nicht mal aus dem Hotelgelände raus ohne das erste Mal nass zu werden, denn die Hotelbelegschaft hatte hinter der Rezeption auf uns gelauert. Songkran ist ein riesiges Wasserfest, alle bespritzen sich mit Wasser und wirklich niemand wird verschont. Noch unsicher wie das ganze abläuft schleichen wir vorsichtig auf die Hauptstraße, wo uns die ersten Kinder mit riesigen Wassereimern voller eiskaltem Wasser entgegen rennen. Als farang (Ausländer) ist man heute ein besonders begehrtes "Opfer" merken wir schnell. Ich kann mich mit meiner mittelgroßen pinken Pistole, die eine erstaunlich gute Reichweite hat, ganz gut "verteidigen". Tims kleines Pistölchen ist leider nicht so wertvoll in dieser Wasserschlacht (haha), in der die Thais mit riesigen Wasserbottichen am Straßenrand nur darauf warten, dass man endlich vorbei gelaufen kommt. Als ich meinem Freund zur Seite eilen will, auf den sich gerade eine Horde Kinder stürzt, erfahre ich das erste Mal aus eigener Hand was "Rückendeckung" bedeutet - ich habe nämlich leider keine, als mir ein Teenager einen ganzen Wischeimer voll brunnenkaltem Wasser in die Halsöffnung meiner Regenjacke kippt. Just in diesem Moment versucht eine Thailänderin Timo einen Eimer Wasser hinten in die Hose zu kippen. Soviel zu den Regenjacken - das war eine Scheißidee! XD Wir rennen schnell weiter die Straße lang. Hinter jedem Hauseingang lauern Kinder und Erwachsene mit Wasser bewaffnet. Inachtnehmen muss man sich auch vor vorbeifahrenden Autos und Mopeds, überall sitzen Leute drauf und spritzen mit Wasser um sich. Besonders beliebt sind Pickups, beladen mit mehreren Wasserbottichen, auf denen die Thais sitzen und literweise Wasser auf die Fußgänger verteilen. Als wir vom Laufen müde werden setzen wir uns bei ein paar Thais mit auf den Pickup und fahren ein bisschen mit. Das ist eine Riesengaudi! Von hier oben hat man ein überlegenes Gefühl, eine strategisch gute Wasserspritz-Position. Alerdings sind die Pickups auch beliebte Ziele besonders harter Angriffe von gut ausgestatteten Straßenseitenwassergangs die einen dann gleich mit Gartenschläuchen oder sogar Feuerwehrschläuchen (!) in Beschlag nehmen. Die Stimmung könnte ausgelassener nicht sein, alle sind unendlich fröhlich und alle Sorgen gehen in diesem kindlichen Wasserspaß unter - drei volle Tage dauert der Spaß! Irgendwie gefällt mir das deutlich besser, als am Neujahrstag mit einem Kater und zugezogenen Gardinen auf dem Sofa zu liegen...;). Wir müssen mal an unserer Feiertagskultur arbeiten!  Zugegeben im Winter wär das bei uns etwas kalt, aber wie wärs mit einer Mittsommerwasserschlacht oder sowas? Something to think about...




Nach diesen zwei "anstrengenden" Tagen erholen wir uns von den Strapazen hauptsächlich in unserem Resort...das Wetter ist leider immer noch nicht soo toll und der Strand ist hier auch nicht besonders dolle, wir haben aber leider schon für drei Nächte bezahlt. Insgesamt hatten wir uns etwas mehr von Koh Phangnan erhofft. Koh Tao war da schon deutlich mehr das erhoffte Paradies. Koh Tao ist ein Taucherparadies - heißt es jedenfalls (da wir nicht tauchen, können wir das schlecht überprüfen ;)). Die Atmosphäre dort war jedenfalls laid back und sehr gemütlich, trotz Partymeile und jeder Menge europäischer "Wir haben grade Abi gemacht" - Touris mit großem Alkoholdurst. Der Strand ist auch toll - türkisfarbenes, lauwarmes Wasser und ein palmengesäumter Strand in einer schönen Bucht... endlich Meer! Endlich Palmen! Endlich Sonne. Dort lag ich etwa anderthalb Tage ununterbrochen am Strand und hab mich in ein extrem spannendes Buch vertieft, was ich in Bangkok gefunden habe. Das Resultat ist - Überraschung - ein Sonnenbrand. Aber was solls, das wars wert. Einsamer Strand ist dann aber doch irgendwie was anderes...wir suchen weiter nach dem perfekten Paradies!







Unterkunft Koh Phangnan: Sarana Bungalows
Unterkunft Koh Tao: Good Dream Hostal

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