Freitag, 29. Mai 2015

Malaysia 1: Multikulti Malaysia- Asien Supreme


Wir haben das malayische Festland noch nicht betreten, da sind wir schon begeistert. Auf der penibelst geputzten Fähre nach Langkawi gibt es nicht nur Mülleimer (ein Einrichtungsgegenstand den wir schon so lange nicht mehr außerhalb von Hotelzimmern (und manchmal nichtmal da) gesehen haben, dass wir schon vermuteten in Thailand ist die Erfindung des Mülleimers noch nicht angekommen ;D), nein, die Fahrt ist äußerst gut organisiert und verläuft reibungslos in den versprochenen anderthalb Stunden. Während dieser Zeit wird der Fährgast bestens mit Hilfe des Hollywood-Blockbusters "Teenage Mutant Ninja Turtles" unterhalten und das Personal lächelt (!), beantwortet geduldig viele Fragen und heißt und wärmstens willkommen. "Welcome to Malaysia". Von der Ticketschalterfrau am Schalter für die Fähre nach  Georgetown bis zum Wasserverkäufer, sind hier alle extremst freundlich. Man fühlt sich gerade so, als hätten all diese Menschen entweder noch nie einen weißen Touristen gesehen (was nicht der Fall ist, wir sind lange nicht die einzigen auf diesen Booten) oder als ob sie darauf brennen, dass gerade wir ihr Land besuchen. Wundervoll! Auch Sicherheit scheint hier einen anderen Stellenwert zu haben - auf der Fähre nach Georgetown wird anfangs ein Sicherheitsvideo eingespielt, wie man sie sonst aus Flugzeugen kennt. Auch sind unter jedem Sitz Schwimmwesten festgemacht - vorbei alles thailändische Laisse-Faire, in Malaysia herrscht Ordnung! ;) Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich mit kurzen Hosen in einem muslimischen Land sofort so wohl fühlen könnte. 


In Georgetown angekommen überschlagen wir uns sofort fast vor Begeisterung. Georgetown, auch Penang genannt, ist ein alter Kolonialhandelshafen, vor allem durch den Handel mit Muskatnuss reich und - einst - wichtig geworden. Und wie das so ist mit Handelshäfen, hier ließen sich die verschiedensten Völker nieder, um auch ein paar Mark mitzuverdienen. In der Folge ist das ehemals britische Georgetown als buntgemischte Multi-Kulti-Stadt erblüht. Chinesische, indische, malayische und britische Architektur und Menschen vermischen sich zu einem einzigartigen Stadtbild. Und teils halbverfallenen, teils schön restaurierten britischen Kolonialhäuser und chinesischen long houses  - Häuser die sich teilweise über hundert Meter nach hinten ziehen und ganze chinesische Clans beherbergt haben - vermischen sich zu einer wunderbar charmanten Stadt. Die long houses waren früher erste Anlaufstelle für Neuankömmlinge aus China - die Schwester, der Schwanger, der Cousin und der 11. Cousin der Schwippschwägerin fanden hier eine Unterkunft, Halt und womöglich sogar einen Job. Manche Clans haben schnell an Einfluss und Reichtum gewonnen und man kann einige der alten Clanhäuser der großen Clans besichtigen. Mit zunehmendem Reichtum wurden die Bewohner der riesigen Anwesen natürlich weniger, und die long houses wurden zu luxuriösen, langgezogenen Villen ausgebaut, komplett mit Innengarten und eigener Kapelle und mehreren Salons, verschieden eingerichtet für verschiedene Gäste - chinesisch, britisch oder Familie. Ein solches Luxusclanhaus besuchen wir, für umgerechnet nur fünf Euro Eintritt kriegen wir ein vollständig restauriertes und orignal eingerichtetes Haus zu sehen. In jedem Raum stehen mehrere Touristenführer bereit die auf Nachfrage durch die Zimmer führen oder auch zu einzelnen Gegenständen Rede und Antwort stehen. Ich lasse mich durch einen Raum führen in dem Kleidung und Schmuck ausgestellt ist: Es ist völlig wahnsinnig, alles ist aus Gold, Silber, teurer hellgrüner Jade oder anderen Edelsteinen. Es gibt sogar goldene Zahnstocher und goldene Ohrenstäbchen (!) und außerdem Schmuck aus orangener Jade, etwas dass ich noch nie zuvor gesehen habe. Ich frage, ob das Haus noch einem Clanmitglied gehört aber das wird verneint. Es ist zwar in privater, chinesischer Hand, aber der Eigentümer gehört nicht dem ursprünglichen Clan an. Ich frage mich, was wohl mit dem Clan passirt ist. Vielleicht ist die Familie den japanischen "Säuberungsaktionen" zum Opfer gefallen und die Mitglieder sind beim Bau der Death Railway (in Kanchanaburi, ihr erinnert euch) umgekommen. Die Japaner haben nämlich auch das strategisch wichtige Georgetown im Zweiten Weltkrieg besetzt. Interessant wie auch hier alle Länder durch die Kriegsgeschichte verbunden sind. 

Davon sieht man jetzt aber nichts mehr. Georgetown ist mittlerweile bekannt für seine satirische Straßenkunst, die das Leben der Einwohner amüsant in haushohen Gemälden oder Installationen darstellt und dabei oft die Hauswand mit ihren Fenstern und Türen integriert. Wir fressen uns abends durch die extrem günstigen Fressbüdchen am Straßenrand und probieren Indisches, Chinesisches, Thailändisches und die malayischen Mischvarianten. Die Einheimischen amüsieren sich zwar über unsere stirnrunzelnden und ratlosen Blicke, helfen uns dann aber in bestem Englisch einzelne Speisen zu identifizieren und für uns auszuwählen und verwickeln uns immer wieder in neugierigen Smalltalk. Die frischen Säfte kosten jetzt auch plötzlich nicht mehr drei Euro sondern nur noch einen - so stellen wir uns das vor. :) Unsere Unterkunft ist auch spottbillig und total schön (in einem alten Clanhaus mitten in der Stadt).  So verbringen wir die nächsten Tage mit Essen und Sightseeing, besichtigen einen Gewürzgarten (Georgetown war ein Austragungsort der heftigen Gewürzkriege zwischen England, Holland und den Portugiesen, weil es hier viele Muskatnussbäume gab und gibt) und fröhnen englischer und buddhistischer Teekultur  in einem der unzähligen Teehäuser in Georgetown. Hier gibt es nämlich auch etwas, das mir sonst aus Asien unbekannt ist: Zahlreiche Cafés und Teehäuser in der Innenstadt, die eine Vielfalt an gutem Kaffee, Tee und Kuchen bieten. Zwischendurch beobachten wir immer wieder erstaunt die malayische Ordnungskultur- da wird doch tatsächlich ein falsch parkendes Auto abgeschleppt (!) und überall hängen "watch your step" - Schilder um auf Stufen oder ähnliches Aufmerksam zu machen. Wir trinken den berühmten Muskatnusssaft (!), der wie Lipton Eistee schmeckt (aber ich frage mehrfach nach, und es scheint tatsächlich der Saft zu sein). Und eines abends finden wir uns mit einer wilden, spontan gebildeten Gruppe aus Reisenden aus Litauen, Österreich, Holland und Deutschland in einer Bar zusammen und philosophieren über Südostasien und die Welt (während des einen oder anderen Cocktails). Nicht Einer der hier was zu meckern hat, wir lieben Malaysia!


Unterkunft: Muntri Heritage House

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