Freitag, 27. Mai 2016

Timor Leste 2: Backpacking für Fortgeschrittene oder der Gemüsewagen-Incident

Das hatte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt: Um 5:00 Uhr früh stehen wir an einer Straßenkreuzung und putzen uns im dämmrigen Schein einer alten Straßenlaterne neben einem Verkehrsschild die Zähne. Es ist schweinekalt. Um uns warm zu halten kicken wir Straßenmüll in das Feuer der Einheimischen. Wer weiß wie lange wir hier noch warten müssen? Jede deutsche Bushaltestelle mutet uns grade wie ein fünf-Sterne-Hotel an. Wir würden jetzt viel für so ein zugiges Glasgebilde von deutscher Bushaltestelle geben...aber fangen wir von vorne an. Schuld an allem ist der Lonely Planet.
Zunächst versuchen wir es mit einem Ausflug auf die Insel Atauro, die vor Dili liegt. Traumhaft schön soll die sein, so der Lonely Planet. Die drei-stündige Fährfahrt bringen wir auf Deck schlafend mit einer Gruppe nerviger australischer Teenager zu. Auf Atauro angekommen stellen wir fest, dass ausnahmslos alle Unterkünfte ausgebucht sind aufgrund eines uns unbekannten katholischen Feiertages und großer angereister Gruppen (die Australier). Nach etwa 2 Stunden Unterkunftssuche steigen wir also schlechtgelaunt zurück auf die Fähre und es geht wieder zurück. Immerhin treffen wir dabei eine Gruppe witziger Austauschlehrer aus aller Welt, mit denen wir unser Leid teilen. Sie erzählen uns, wie es ist in Dili zu leben und zu unterrichten und wir beschließen den Abend bei einem Cocktail am Strand ausklingen zu lassen. Auf dem Weg zur Bar halten wir Ausschau nach einem Taxi und prompt hält auch neben uns eins an. Das ist allerdings abgesoffen und die ebenfalls ausländische Fotografin im Taxi erklärt uns, der Taxifahrer hätte gesagt "Da, deine Freunde dort, die können doch beim Anschieben helfen". Lachend schieben wir also zu fünft das Taxi an unter der Bedingung, dass wir danach ein Stück mitgenommen werden. Die am Straßenrand stehenden Timoresen sind sichtlich amüsiert, dass eine Horde junger Ausländer ein Taxi anschiebt und nach und nach ins fahrende Auto springt.  Drei Mal müssen wir das Auto anschieben, bis wir am Ziel sind.
Am nächsten Tag gilt es ein neues Ziel zu finden. "Get Lost in Old town Bacau" hieß es. Das hörte sich gut an. Wir sahen Havanna-ähnliche Bilder von halbverfallenen Kolonialbauten vor unserem inneren Auge vorbeiziehen. Aufregend. Auf nach Bacau. In einem klapprigen, überfüllten Bus fahren wir die 4 Stunden zu der Kleinstadt. Der Bus fährt so halsbrecherisch, dass sich sogar die Einheimischen aufregen, nachdem wir zwei Mal nur knapp einem Frontalunfall entgangen sind. Timo sitzt die meiste Zeit auf meiner Armlehne, einige junge Männer hängen lässig aus der offenen Bustür. Das heißt noch lange nicht, dass der Bus voll ist, es steigen immer mehr ein. Der Mann vor mir transportiert in einer Wolldecke einen alten Röhrenfernseher. Und das Mädchen auf dem Schoß der Dame neben mir schaut mich dich ganze Zeit an, als wär ich ein Alien, bis ich kurz davor bin meinen ausgestreckten Zeigefinger an ihren zu legen und zu sagen: "Ich bin E.T.". Aber sie würde den Witz wohl nicht verstehen. Die Busfahrt wird regelmäßig von Passkontrollen von düster drein schauenden, missmutigen Militärs unterbrochen. Unsere vielen Stempel werden oft besonders lange begutachtet. Es wird nach einigen bewaffneten Ex-Freiheitskämpfern gesucht, die sich angeblich 24 Jahre lang in den Bergen versteckt haben und jetzt was gegen die Regierung haben. Wie schön, dass wir das jetzt erst erfahren. Die Diskussionen darüber, ob der Kämpfer auf der Seite der Guten oder der Bösen steht, sind endlos. Dann sind wir in Bacau. 
Wer auch immer den Beitrag 
über Bacau im Lonely Planet geschrieben hat, war definitiv noch niemals in dieser Stadt oder wenigstens die ganze Zeit auf Drogen. Kolonialcharme ist nicht vorhanden, es fehlt schon am Kolonial. Es gibt exakt zwei Gebäude im Kolonialstil. Beide sind restauriert. Darüber hinaus gibt es noch ein paar portugiesisch anmutende, ausgetrocknete Springbrunnen mit abgeblätterter Farbe, in deren mittlere Tulpenblüte, aus der wohl früher das Wasser kam, die Timoresen Straßenlaternen gesetzt haben. Wären sie ein Kunstwerk würde die Installation wohl "Die Vergewaltigung der Tulpe" heißen. Ästethik geht jedenfalls anders. Auch das angeblich so tolle Schwimmbad ist leer und sieht auch nicht so kolonialistisch aus. Schnell fliehen wir zum nahegelegenen Strand von Osolata - zu Fuß die paar Kilometer, denn eine andere Option gibt es nicht. Der Marsch durch die Wildnis und kleine süße Dörfchen runter zum Strand ist sehr ruhig und wunderschön. In Osolata angekommen gibt es immerhin eine Art Bungalow, mit Abstand die schlechste Unterkunft die wir für 30 Dollar die Nacht jemals gesehen haben. Auf
Der Strand von Osolata
der anderen Seite ist der Strand der traumhafteste, den wir auf der ganzen Reise bisher gesehen haben - butterweicher, weißer Sand, palmengesäumt und kein Schwein da, außer einem Fischer bei der Arbeit und zwei kleinen Mädchen, die am Strand spazieren. Und Müll gibt es auch nicht. Ich zögere eine Weile an der Wasserkante traue mich aber nicht ins Wasser zu gehen, weil man ja nicht weiß, obs hier auch Salzwasserkrokodile gibt. Restaurants und Läden gibt es nicht und wir haben nix zu essen dabei. Glücklicherweise treffen wir auf ein australisches Pärchen, die uns zum Grillen einladen. Die beiden sind Zeugen Jehovas und leben seit sechs Jahren in Bacau. Die Australier bestätigen hier vor einer Woche ein "kleines" Krokodil gesehen zu haben. Auf Nachfrage wurde "klein" als etwa zweieinhalb Meter definiert. Ich hatte mir unter klein eher so 20 cm vorgestellt. Gut, dass ich nicht ins Wasser gegangen bin. Bei Burgern und Schokokuchen diskutieren wir über Religion, Moral, Werte, Ungerechtigkeit und die Australier teilen ihr Insiderwissen über die timoresische Kultur mit uns. So erfahren wir, dass die Timoresen glauben, dass die Krokodile ihre Vorfahren sind und sie nur fressen, wenn sie was Böses gemacht haben. Und dass das dazu führt, dass sich die Salzwasserungeheuer dank dem Nahrungsüberfluss ausbreiten wie Karnikel, da die Timoresen auch ins Wasser gehen, wenn das Krokodil dort schon zum Mittagessen angetreten ist. Denn wer reinen Herzens ist, der hat ja nichts zu befürchten. Da die Tiere auch eine Weile im Süßwasser leben können, schwimmen sie auch gerne die Flüße hoch ins Landinnere und tümmeln sich in den Gärten der Kleinstädte, fernab vom Meer. Und wird einer gefressen, dann sagt man, dass er ja was getan haben muss. Dazu sollte man wissen, dass Salzwasserkrokodile Menschen gezielt als Nahrung jagen. Nur sieht das halt nie nach Jagd aus, weil Krokodile faule Opportunisten sind und immer auf den richtigen Moment warten ihr Opfer zu schnappen und dann erstmal grausam zu ertränken. Also ich kann mir schönere Tode vorstellen, als von einem Krokodil ertränkt zu werden und beschließe daher, in Timor lieber nirgendwo ins Wasser zu gehen. Auch anderweitig sind die Timoresen abergläubig - eine Katze im Bus bringt Unglück. Gut zu wissen! Die Australier erzählen auch, dass die Timoresen glauben, dass sie den Krieg nur gewonnen haben, weil sie katholisch sind - und das obwohl selbst der Vatikan (!) lange nicht auf Seiten der Unabhängigkeit war. In Rom braucht man halt auch Geld, money runs the world. Mit der Armut halte es sich in Grenzen erzählen unsere australischen Freunde auch. Die Leute hätten zwar kein Geld, aber sie hätten Land und Tiere und Häuser und es geht ihnen daher nicht so schlecht. Die NGOs aber, die würden oft gar nicht soviel helfen, da die Leute sich so dran gewöhnt haben, dass schon irgendeine NGO kommt um das Problem zu lösen. Und so keiner mehr seine eigenen Probleme löst. Mit einem absurd teuren Bierchen im Bungalow lassen wir die Ereignisse der letzten Tage vorbei ziehen und schlafen unter Meeresrauschen und den Rufen des Geckos ein. Am nächsten Morgen füttern wir noch die völlig abgemagerten, zitternden Hunde unter den bösen Blicken der Besitzer mit den resten unseres Frühstücks. Dann geht es weiter.
Com ist laut Lonely Planet der einzige Backpacker-Hub, den es bisher in Timor Leste gibt. Wir sind nach den Erfahrungen mit Bacau zwar skeptisch, aber schließlich hat uns der LP schon so lange begleitet, ein Ausrutscher ist ja mal erlaubt. Die 8 Kilometer hoch nach Bacau sammelt uns gott sei dank ein Microlet (so heißen die Minibusse hier) auf, denn es beginnt bereits richtig heiß zu werden. Der Umstieg in den nächsten Minibus klappt reibungslos. Auf der Fahrt halten wir an einem Fischmarkt an und ein älterer Mann kauft fröhlich ein paar Fische, die wohl etwas zu lange in der Sonne gelegen haben. Spitze. Verständigung ist schwierig, Englisch spricht niemand, mein Portugiesisch ist mehr als rudimentär und Indonesisch will ich aus historischen Gründen nicht anwenden. So bleiben wir dabei alle freundlich anzulächeln, was nicht immer erwidert wird. Noch einmal müssen wir den Bus an einer Kreuzung in Lautem (mitten im Nichts) wechseln, diesmal klappt es nicht so reibungslos. Geschlagene drei Stunden stehen wir im Staub. Immerhin können wir uns hier unterhalten, es gibt eine Englisch-Schule in der Nähe. Viele Schüler warten mit uns. Ein junger Mann quittiert das lange Warten mit den treffenden Worten: "This is the condition of our country." (Das ist der Zustand unseres Landes.) Wir werden erst noch erfahren wie recht er hat. Wir wollten nach Timor Leste. Hier stehen wir nun. Irgendwann kommt ein LKW-Truck, beladen mit Kürbissen, Säcken von irgendetwas, ein paar Ersatzreifen und einer Wagenladung Kinder. Für einen Dollar kommen wir mit dem Truck nach Com. Also nichts wie rauf. Unter ohrenbetäubend lauter 90er Trashmusik fahren wir so die 20 Kilometer nach Com. Dort angekommen suchen wir eine Unterkunft. Wir finden ein komplett ausgestorbenes Dorf vor, ein leeres Hotel reiht sich an das andere, die wenigen Bewohner sind  nicht da oder sitzen vor ihren Häusern. Die Zimmer sind extrem überteuert - 50 Dollar die Nacht - verhandeln wollen die Besitzer nicht, trotz des Leerstandes. Wir nehmen die einzige Unterkunft mit Dusche, die nicht völlig überteuert ist. Es gibt hier keine Restaurants, man kann für 8 Dollar pro Person ein Abendessen bestellen, von dem man nicht weiß, was es sein wird. Auch sonst gibt es hier wirklich nichts außer Strand,  jeder Menge Kinder und einiger Frauen, die versuchen einem etwas zu verkaufen. Was wir prompt vor lauter Langeweile auch tun. Das Highlight hier sind die unzähligen Schweine und Schweinchen in allen Farben, die am Strand nach Essbarem wühlen. 
Wer ans Ende der Welt möchte um fern von allem anderen zu sein, der ist hier richtig. Nicht mal schwimmen kann man hier, dank der Salzwasserkrokodile. Nach einem kurzen Versuch lassen wir auch das am Strand rumliegen sein...das Risiko einzuschlafen und von einem Krokodil aufzuwachen, dass einem am kleinen Zeh rumknabbert, stört die Entspannung ungemein. Die Fischer kratzt das natürlich nicht, die stehen bis zur Hüfte im Wasser und werfen ihre Netze aus. Nach langer Diskussion mit fünf Dorfbewohnern haben wir es geschafft eine Sim-Card mit Internet zu erwerben. Sie hat zwar die falsche Größe - die MicroSim ist hier noch nicht angekommen - aber das ist nichts, was man nicht mit einer Nagelschere beheben könnte. Beim Abendessen reflektieren wir die Unterschiede zu Indonesien: Tatsächlich scheint hier jedes Kind in die Schule zu gehen, auch in diesem abgelegenen Dorf, wo die Kinder nachmittags stundenlang auf eine Fahrgelegenheit warten müssen, um nach Hause zu kommen. Die jüngeren sprechen daher alle ein paar Brocken Englisch. Überall stehen Schilder die ankündigen, dass der Staat die Straßen oder etwas anderes ausbauen will. Es gibt Warnschilder, die auf tollwütige Tiere
Com
hinweisen und in Com sehen wir sogar ein Schild, das erklärt, welche Tiere unter Naturschutz stehen (Schildkröten z.Bsp.) und die das Töten dieser Tiere unter Strafe stellen. Die Menschen sind nicht so fröhlich und freundlich wie die Indonesier. Die Alten schauen oft grimmig, vermutlich zu recht. Die Australier meinten dazu, viele seien neidisch, weil sie denken wir hätten alles. Einen Vorteil hat das hier, denken wir als wir ins Bett gehen, es ist abends wirklich totenstill. Um 4 Uhr nachts werden wir dann eines besseren belehrt. Ein Truck fährt durchs Dorf, komplett mit lauter Musik und jemand ruft immer wieder "Kota, Kota". Wir wissen nicht was "Kota" heißt, wundern uns, und drehen uns wieder um. Am Vormittag wollen wir das trostlose Dorf wieder verlassen, aber der Bus der um zehn Uhr kommen soll, kommt nicht, und wir spazieren etwas durch die Gegend. Später erfahren wir, es gibt doch keinen Bus (hatte er aber doch gestern gesagt??), nur der Gemüsewagen, der fährt nach Lautem, von wo wir den Bus Richtung Dili nehmen können. Der Gemüsewagen ist das einzige Transportmittel aus dem Dorf, wird uns erklärt. "Welcher Gemüsewagen?", fragen wir. Na DER Gemüsewagen, der fährt um vier Uhr früh. Ach so der, denken wir, das war das, was wir nachts gehört haben also. "Kota" heißt Stadt finden wir bei dieser Gelegenheit heraus. Seufzend fügen wir uns unserem Schicksal, packen und stellen den Wecker auf 3:55 Uhr.


Am nächsten Morgen wache ich um 3:30 Uhr in der Früh davon auf, dass Timo mich schüttelt und ruft "Theresa, wach auf! Der Gemüsewagen ist da!". Timo rennt raus, um den Truck aufzuhalten. Eine Viertelstunde später sitzen wir zwischen jeder Menge Gemüse und Menschen auf dem Lastwagen und stellen frustriert fest, dass der Gemüsewagen nochmal eine Runde durchs Dorf dreht. Der muskulöse junge Mann, der außen am Truck hängt ruft das uns bereits bekannte "Kota, Kota" und die Leute strömen aus ihren Wohnhäusern und laden entweder Lebensmittel auf den Truck und/oder steigen selbst ein. Es wird immer voller. Ich halte mich hartnäckig in
der Nähe des Ausgangs (eigentlich müsste man durchrutschen), da ich so weit wie möglich weg vom Lautsprecher sitzen will. Den Fehler neben dem Lautsprecher zu sitzen, hatte ich ja schon auf dem Hinweg gemacht. Eine alte runzlige Frau steigt ein und leuchtet mir ausgiebig mit ihrer ungewöhnlich starken Taschenlampe ins Gesicht. Als musikalische Untermalung dazu dröhnen aus den Boxen die Bravo Hits 95 - Coco Jambo und I'm Blue. Da ba dee da ba di. Über die Musik hinweg schreit Timo mir zu: "Was machen wir hier eigentlich??". Noch auf dem Truck beschließen wir, uns auf Bali ein paar Tage zu erholen. Immer mehr Menschen steigen zu. Jedesmal wenn jemand neues einsteigt leuchtet die Alte erst dem Neuankömmling ins Gesicht und dann mir. Dazu sagt sie "Malay", was wohl "Ausländer" heißt. Ich komme mir leicht diskriminiert vor, aber wenigstens fühle ich mich so während der unbequemen Fahrt unterhalten und kann sehen wer noch so alles einsteigt. Die Metallstange im Rücken, die als Lehne dient und die Knie bis an die Ohren gezogen, weil die Füße auf Kürbissen ruhen, kommen wir nach einer Stunde endlich in Lautem an. Dort stellen wir fest, dass die Schüler dachten wir seien ihre neuen Lehrer. Da muss man schon einigermaßen verrückt sein, um hier Englisch zu unterrichten. Aber es gibt anscheinend tatsächlich ausländische Lehrer hier. Ich frage mich im Stillen, wie man sich wohl fühlen muss, wenn man als Teenager jeden Morgen diese Fahrt macht. Was für Perspektiven einem das wohl aufzeigt. Ob es für sie trostlos ist? Die Eltern erwarten vermutlich Dankbarkeit von einem, da Frieden herrscht und es zu essen gibt. Sicher nicht einfach, so eine Jugend. "This is the condition of our country", sagte der junge Mann. Oh, ja.
Etwas später stehen wir wieder drei Stunden an dieser Kreuzung in Lautem in der Kälte und warten darauf das uns irgendwas oder irgendwer Richtung Dili mitnimmt. Als endlich ein Minibus kommt, lässt er uns stehen mit der Begründung der Bus sei voll, obwohl noch Platz ist. Wir sind der Verzweiflung nahe. Aber irgendwann kommt tatsächlich ein Bus der uns auch mitnimmt und nun haben wir "nur noch" 12 Stunden wackelige Busfahrt vor uns. Bis zur Pause wundern wir uns, warum zwei Sitzplätze im Bus frei bleiben, wo doch sonst kein Bus los fährt, bevor alle Plätze besetzt sind. Aber dann stellen wir fest, das mit uns auch ein Hahn reist, der einfach vor den zwei leeren Sitzen steht und die Pause dazu nutzt sein Kikeriki zu üben. Und da dachte ich der Tag kann verrückter nicht mehr werden. Wenigstens bringt ein Hahn im Bus wohl kein Unglück. ;)

Zurück in Dili versuchen wir einen letzten Ausflug zum Berg Ramelau. Da es dorthin keine Busse gibt mieten wir uns ein Moped und treten die Fahrt an, die nur zwei Stunden hätte dauern sollen. Timo fährt jetzt Moped mit Schaltung, angeblich kommt man damit besser den Berg hoch. Was uns niemand gesagt hat war, dass die komplette Straße zwischen Dili und Maubisse gerade erneuert wird. Die Straße ist also
Blick auf Dili auf dem Weg nach Maubisse
aufgerissen, wir fahren quasi im Sand den Berg hoch. Was noch von der Straße übrig ist, ist löchriger, als der Weg nach Wae Rebo auf Flores. Nach einer halben Stunde sehen wir aus, als hätten wir an einem Motorcross-Rennen in der Wüste teilgenommen. Wo man nur hinsieht nichts als Steine und Sand. Interessant ist auf der Fahrt nur, dass die schweren Baugeräte von Chinesen bedient werden. Die Globalisiserung, sage ich da nur. Es wird immer später und langsam dunkel, wir fahren durch Maubisse durch. Und dann fängt es an zu regnen, wir können nichts mehr sehen und rutschen ein paar Mal fast aus mit dem Moped. Das ist der Moment zum Umdrehen. Frustriert fahren wir zurück nach Maubisse und suchen dort eine Unterkunft. Für ein bitterkaltes, zugiges Zimmer ohne fließend Wasser werden uns hier 30 Dollar abgeknüpft. Essen gibt es nicht. Ich habe gottseidank eine Fertigsuppe eingepackt. Auf den Berg werden wir es jetzt nicht mehr schaffen, da wir am übernächsten Tag schon abfliegen. Was ein Reinfall. 
Zwei Tage später lassen wir uns von einem klapprigen gelben Taxi, bei dem fast die Tür abfällt, zum Flughafen bringen. Es gibt hier nicht mal eine Anzeigetafel, das Bording wird ohne Mikro kaum hörbar angesagt. Auf dem Rollfeld fällt mir ein Plakat auf: "Willkommen in Timor Leste, im Land des Friedens und der Liebe". Ich muss unwillkürlich lächeln. Hinter den Werbeschildern am Zaun neben einem Burger King steht eine Gruppe Kinder, die jedes Mal in Jubel ausbrechen, wenn jemand zum Flugzeug geht und die staunend den Flugzeugen hinterherschauen. Sehnsüchtig? Ich denke an Grönemeyer und summe mit freudige Erwartung auf ein paar entspannte Tage auf Bali vor mich hin:
Wind Nord/Ost, Startbahn null-drei
Bis hier hör' ich die Motoren
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei
Und es dröhnt in meinen Ohren
Und der nasse Asphalt bebt
Wie ein Schleier staubt der Regen
Bis sie abhebt und sie schwebt
Der Sonne entgegen...

Unterkunft Bacau: Tato-Tito Guesthouse, 30 Dollar
Unterkunft Osolata: 10 Dollar pP (Bambushütte) oder 30 Dollar/Zimmer im Bungalow
Unterkunft Com: Kathi Guest House, 15 Dollar
Unterkunft Maubisse: ?, gegenüber der Kirche, 30 Dollar, der Pfarrer ist Engländer!

2 Kommentare:

  1. Hey ihr beiden!
    Habe gerade mit Neugier euren Bericht gelesen.
    Sagt kommt ihr aus Österreich? Wenn ja, von wo?
    Überlege zZ ob wir einen Abstecher nach Osttimor diesen Sommer machen...
    Hätte ein paar Fragen dazu... Mal zuerst vllt, wie lange wart ihr insgesamt in Osttimor unterwegs und hattet ihr das Gefühl das diese Zeit gereicht hat?

    Vielen Dank schon Mal :)
    LG Dominic

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  2. Hi Dominic,
    wir kommen aus Deutschland, insofern muss ich dich also enttäuschen. ;) Wir waren insgesamt 10 Tage in Osttimor. Wir haben da zwar jede Menge erlebt, aber wie du meinen Berichten entnehmen kannst, waren wir oft frustriert, weil alles irgendwie nicht so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben. Gleichzeitig war es dann aber doch nicht soooo abenteuermäßig, wie wir erwartet haben. Was ist denn genau dein Plan? Wenn du vorher in Indonesien bist, würde ich dir eher raten, dir mehr Zeit für Indonesien zu nehmen. Landschaftlich gibt es m.E. in Indonesien mehr zu sehen, auch kulturell. Und Strände, an denen man nicht baden kann, sind irgendwie auch doof. Die Menschen in Indonesien fanden wir ebenfalls deutlich freundlicher, jedenfalls war das unsere Erfahrung. Wenn du allerdings unbedingt nach Timor möchtest, dann ist es vielleicht besser mehr Zeit mitzubringen und vielleicht zu Couchsurfen (hat ein Holländer gemacht, den wir getroffen haben), um einen besseren Zugang zu den Leuten zu bekommen. Vielleicht hatten wir ja auch einfach nur Pech. Wir waren mit den 10 Tagen jedenfalls eher unzufrieden und uns hat es dann auch gereicht. ;) Man sollte sich auch ernsthaft darauf einstellen richtig krass zu backpacken, also nur mit lokalen Bussen und so inkl. stundenlangem Warten darauf, ob vielleicht ein Bus kommt. Irgendwie gearteten Tourismus gibt es in Timor noch nicht. Es gibt nicht mal Postkarten zu kaufen. ;)
    Würde gerne hören, was du so planst! Vielleicht kann ich dir auch allgemeine Planungstipps geben, wenn du möchtest? Und ich bin mit berichten auch schon wieder hinterher...bald gibts neues zu lesen. Falls du noch fragen hast, meld dich gern.
    Auf jeden Fall viel Spaß beim reisen. :)

    Liebe Grüße
    Reisetiger

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